Offene Tür im AKW Biblis zugeknallt

Nach Informationen von Umweltschützern hat die RWE im AKW Biblis illegal eine Konditionierungsanlage in Betrieb genommen / RWE bricht „Kraftwerksgespräch“ nach unangenehmen Fragen ab  ■ Aus Biblis Michael Blum

Nach Informationen der Grünen Liste Biblis haben die Rheinisch- Westfälischen Elektrizitätswerke AG (RWE) im AKW Biblis eine interne Konditionierungsanlage – ein mobiles Modell der Firma Nuklearservice – zur Verfestigung radioaktiver Schlämme und Filterharze ohne öffentliches Genehmigungsverfahren in Betrieb genommen. Als die Frage nach der Richtigkeit solcher Informatio nen auf dem 25. „Kraftwerksgespräch“ – einer Art Tag der offenen Tür – gestellt wurde, brachen die RWE-Vertreter das Informationsgespräch demonstrativ und unvermittelt ab.

Pro Jahr fallen im AKW Biblis 150 Tonnen radioaktiver Abfälle an, darunter 28,5 Tonnen angereichertes Uran und 0,3 Tonnen Plutonium. Bislang wurden diese Abfälle entweder mit internen Anlagen (Borsäureeinengungsanlagen) oder extern im belgischen Mol, im schwedischen Studsvik oder in Karlsruhe entsorgt.

Im 1980 genehmigten Zwischenlager befinden sich derzeit 4.200 Gebinde, die Kapazität beträgt nach RWE-Angaben 7.200 Gebinde. Genug „Lagerfläche, um der Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad 1992 und des Zwischenlagers Gorleben in Ruhe entgegensehen zu können“, wußte ein RWE-Vertreter zu berichten. Man sei aber zuversichtlich, daß bald schon mit neuen Transportgenehmigungen für nicht näher bezeichnete Firmen der „Sondermül“ wieder außer Haus entsorgt werden könne.

Der weitaus größere Teil des schon traditionellen Informationsabends war allerdings dem Thema „Atomkraftwerk und Moral“ gewidmet. Die RWE-Vertreter bestanden in diesem Zusammenhang auf der Feststellung, daß zwei in Biblis entlassene Mitarbeiter von der Firma Transnuklear nur im „privaten Bereich“ bestochen worden seien. Zuvor hatten mehrere RWE-Mitarbeiter in stundenlangen Monologen die Betriebssituation für 1987 vorgestellt. Demnach sind die beiden Blöcke in Biblis mit jeweils 75 Prozent bzw. 60-70 Prozent ihrer ursprünglich insgesamt 3.600 Megawatt in Betrieb. Insgesamt 14 Kilowatt-Stunden Strom wurden in Biblis 1987 erzeugt . Rund 14.400 Betriebsstunden stehen 150 ungeplanten Ausfallzeiten gegenüber.