Erfolglose Suche nach entführtem UNO-Offizier

■ Bei der Suche nach William Higgins kam es auch am Sonntag zu Feuergefechten zwischen der Amal und der Hizbollah / Hizbollah solidarisiert sich mit den Entführern / Higgins war vor seinem UNO-Kommando Mitarbeiter Weinbergers im US-Verteidigungsministerium

Beirut/New York (rtr/afp) – Auf der Suche nach dem im Südlibanon entführten amerikanischen UNO-Offizier William Higgins haben sich schiitische Amal-Milizionäre und Mitglieder der pro- iranischen Hizbollah am Sonntag Feuergefechte geliefert. Bis in die frühen Morgenstunden hinein beschossen sich beide Seiten in dem von Hizbollah kontrollierten Dorf Ain el Tineh in der Bekaa-Ebene. Während die mit Syrien verbündete Amal den UNO-Truppen bei ihrer Suchaktion behilflich ist, unterstützt die ebenfalls schiitische Hizbollah die Entführer des Oberstleutnants.

Die Hizbollah bezeichnete am Samstag in einem Kommunique die Forderungen der Kidnapper des „schmutzigen Amerikaners“ als „legitim“ und kritisierte diejenigen, die sich für seine Freilassung einsetzen. Sie verdächtigten die USA, eine militärische Racheaktion gegen die Moslems im Südlibanon zu planen und riefen die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf.

Die Entführer, die sich am Freitag im Namen der „Organisation der Unterdrückten der Erde“ zu Wort gemeldet hatten, fordern unter anderem den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon, die Freilassung von Gefangenen und das Ende der amerikanischen Einmischung in der Region. Es wird vermutet, daß die Entführung auf das Konto pro-iranischer Schiiten geht.

Die Suche nach Higgins, der am Mittwoch verschleppt worden war, blieb auch am vierten Tag erfolglos. Nach Darstellung des Pentagon war Higgins zwei Jahre lang Mitarbeiter von Verteidi gungsminister Caspar Weinberger gewesen. Durch seine Hände seien auch geheime Dokumente gegangen. Eine Gefahr für die Sicherheit der USA ergebe sich jedoch nicht, meinte ein Pentagon- Sprecher. USA und UNO wiesen Angaben der Kidnapper zurück, Higgins sei CIA-Agent gewesen.

Die US-Regierung plant auch nach der jüngsten Entführung nicht, die übrigen 16 in der UNO- Truppe eingesetzten US-Soldaten aus dem Libanon abzuziehen. Obwohl in der Vergangenheit wiederholt Amerikaner Opfer von Entführungen geworden waren und die Reagan-Regierung den US-Bürgern untersagt hatte, in den Libanon zu reisen, war die amerikanische Beteiligung an der UNO-Truppe nie in Frage gestellt worden.

Die UNO hat unterdessen ihre 75 Offiziere im Libanon, deren Kommandant Higgins seit Januar war, in ihr Hauptquartier zurückgerufen. Sie haben die Aufgabe, als Teil einer internationalen Beobachtertruppe den Waffenstillstand zwischen Israel und den arabischen Staaten zu überwachen.