Schlapper Aktionstag des DGB im Ruhrgebiet

Dortmund (taz) – Fast kein Durchkommen gab es am Samstag mittag in der Dortmunder Innenstadt – zwischen den Regalen der Kaufhäuser. Anders auf dem Alten Markt: Hierhin haben sich gerade mal 6.000 Gewerkschafter verirrt, um bei Pils und Glühwein den Reden von Ernst Breit, Franz Steinkühler, Johannes Rau und dem nordrhein-westfälischen DGB-Vorsitzenden Dieter Mahlberg im Rahmen eines DGB-“Aktionstages“ zu lauschen. Auch an den beiden anderen Demonstrationsorten Bielefeld und Hattingen blieb die Mobilisierung der Gewerkschaftsbasis weit unter den Erwartungen. Hatte der Landes-DGB etwa 35.000 Kollegen insgesamt erwartet, waren es am Ende nach offiziellen DGB-Angaben nur noch 20.000.

Auf der Dortmunder Kundgebung stellte DGB-Chef Ernst Breit fest, daß es in der Bundesrepublik nach dem „Ende des Aufschwungs“ 400.000 Arbeitslose mehr gebe als vorher. Franz Steinkühler bezifferte die Kosten der Arbeitslosigkeit mit 56 Milliarden Mark pro Jahr. Auch der Saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine bekam einen Seitenhieb von Steinkühler ab, als dieser betonte, daß die IG Metall die 36,5-Stunden-Woche in der Stahlindustrie mit vollem Lohnausgleich und für alle Stahlbelegschaften nicht mehr „loslassen“ werde. Auf einer anschließenden Pressekonferenz erläuterten Breit und Mahlberg den DGB-Standpunkt, für die Montanrunde beim Bundeskanzler. Ein wichtiger Punkt darin sind Beschäftigungsgesellschaften für entlassene Stahlarbeiter. Für den Standort Rheinhausen, wo schon eine Beschäftigungsgesellschaft zur Geländesanierung der abzureißenden Krupp-Hütte ins Gespräch gebracht wurde, sagte Breit, daß dies nicht abhängig vom DGB sei. Wichtig allerdings sei bei der Gründung derartiger Gesellschaften, daß diese nicht nur der Beschäftigungstherapie dienten, sondern die Qualifizierung von Entlassenen für eine neuartige Arbeit gewährleisteten.

Dieter Mahlberg wies darauf hin, daß neuer Ärger im Stahlbereich droht. Wenn die EG-Kommission im Sommer beschließen sollte, daß wegen anhaltender Überkapazitäten eine Warmbreitbandstraße (Stahlwalzstraße) in der BRD stillgelegt werden muß, würde dies die Aufgabe eines weiteren Stahlstandortes bedeuten. Jürgen Bischoff