NS-Akten angeblich fortgeführt?

■ Historiker Irving erhebt neue Vorwürfe: Aktenklau durch „süddeutsche Organisation“? / Außerdem sollen die Akten über Persönlichkeiten im BDC „fortgeführt“ worden sein

Berlin (ap/taz) – Der umstrittene britische Historiker David Irving hat in der Berliner Morgenpost erneut abenteuerlich klingende Vorwürfe im Zusammenhang mit den verschwundenen NS-Akten aus dem Berliner Document Center (BDC) erhoben, die nicht zuletzt seine eigene Rolle ins Zwielicht bringen.

Eine nicht näher von ihm bezeichnete „süddeutsche Organisation“, so Irving, sei vor drei Jahren daran interessiert gewesen, „bestimmte Persönlichkeiten, die heute in der Bundesrepublik von Rang und Namen sind, zu entlarven“. Er sei von ihr beauftragt worden, Akten über 700 Personen (“Von Herrn von Weizsäcker angefangen über Herrn Genscher und so weiter“) zu 1.000 Mark das Stück zu besorgen. Für das schriftlich vorgebrachte Ansinnen habe er „gewaltig eins auf die Finger“ bekommen. Irving vermutet, daß Akten über Personen „von Rang und Namen“ im BDC ausgesondert wurden. Schließlich antwortet er auf die Frage nach dem Wert des NS-Archivs angesichts der Diebstähle: „Es ist trotzdem noch eine Goldgrube – zumindest für Historiker. Vor allem deshalb, weil über bestimmte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland Akten kontinuierlich fortgeführt werden“. Darauf hätten ihn Mitarbeiter des BDC aufmerksam gemacht. Ein Sprecher der US-Mission wies die Vorwürfe gestern zurück. Er könne sich nicht vorstellen, welchen Sinn eine solche laufende Sammlung haben sollte. Irving glaubt darüberhinaus, daß Akten aus dem BDC bereits seit den 50er Jahren verschwänden. bmm