Diplomatische Lösung im südlichen Afrika?

Südafrikas Verteidigungsminister gibt zu, daß Truppen seines Landes mit der UNITA gegen Kubaner und angolanische Regierungstruppen kämpfen / Angolas Präsident spricht von 9.000 südafrikanischen Soldaten / Beziehungen USA-Südafrika verschlechtern sich allmählich  ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

Bei schweren Kämpfen im Südosten Angolas wurde am Wochenende ein südafrikanisches Kampfflugzeug abgeschossen. Der Pilot ist verschollen. Damit steigt die Zahl der südafrikanischen Toten in diesem Krieg auf fünf in der letzten Woche, nachdem vier Artilleriesoldaten Mitte letzter Woche ums Leben gekommen waren. Die Todesfälle zwangen Südafrikas Verteidigungsminister, General Magnus Malan, zuzugeben, daß Soldaten seines Landes sich an Kämpfen auf Seiten der angolanischen UNITA-Rebellen gegen Kubaner und angolanische Regierungstruppen beteiligen. 9.000 südafrikanische Soldaten seien in Angola stationiert, 140 davon seien bereits gefallen, hatte Angolas Präsident Eduardo des Santos am Wochenende erklärt. Die südafrikanische Regierung hatte eine solche Beteiligung wiederholt dementiert.

Indessen haben sich nach einem Guerillaangriff an der Grenze zu Zimbabwe und nach dem Bombenanschlag am Freitag auf eine Bankfiliale im Norden Namibias die Beziehungen zwischen Südafrika und seinen schwarzafrikanischen Nachbarn drastisch verschlechtert. Malan und Außenminister Roelof „Pik“ Botha warnten am Wochenende, daß zukünftige Guerillaangriffe zu südafrikanischen Gegenangriffen auf Nachbarstaaten führen würden.

Die Kämpfe im Südosten Angolas konzentrieren sich auf die strategisch wichtige Stadt Cuito Cuanavale. Der Ausgang der Schlacht, die schon seit Mitte Januar andauert, könnte für diplomatische Initiativen zur Beilegung des Konfliktes in Angola von entscheidender Bedeutung sein. Zwar zweifeln einige Beobachter daran, daß Südafrika wirklich an einer Verhandlungslösung in Angola interessiert ist.

Doch obwohl Angola sich bisher noch weigert, direkte Gespräche mit dem von Südafrika und den USA ausgehaltenem UNITA-Führer Jonas Savimbi zu führen, könnte der Verlust von Cuito Cuanavale, der wichtigsten Garnisionsstadt in der Nähe der von UNITA kontrollierten Gebiete Angolas, die Regierung zu Verhandlungen zwingen.

Bisher hat Angola als Vorbedingung für Verhandlungen über die Beilegung der Konflikte und den Rückzug der etwa 40.000 in Angola stationierten kubanischen Soldaten von Südafrika und den USA ein Ende ihrer Unterstützung der UNITA gefordert. Angola ist überzeugt, daß UNITA ohne diese Hilfe militärisch neutralisiert werden könnte. Doch US-Präsident Reagan bekräftigte Mitte Januar vor dem Kongreß seine Entschlossenheit, die UNITA weiter zu fördern. Südafrika besteht darauf, daß Savimbi als gleichberechtigter Partner an allen Verhandlungen mit Kuba und Angola teilnimmt. Für die USA und Südafrika ist UNITA das wichtigste Instrument, um Druck auf Angola auszuüben und den angeblichen Vormarsch des Kommunismus im südlichen Afrika aufzuhalten. Deshalb wünscht sich Pretoria eine „Regierung der nationalen Einheit“ in Angola, zu der auch UNITA gehört.

Nach westlichen Berichten gibt es einflußreiche Teile der angolanischen Regierung, die zu Gesprächen mit UNITA bereit wären, aber nicht zu Kontakten mit Jonas Savimbi. Die Rivalitäten zwischen Regierungsmitgliedern und Savimbi gehen schon auf die Zeit vor der Unabhängigkeit des Landes zurück. Das wird diplomatische Entwicklungen verzögern. Zudem wird Reagan nicht mehr lange Präsident sein. Es bleibt abzuwarten, welche Einstellung der nächste US-Präsident zu UNITA haben wird.

Die Beziehungen zwischen den USA und Südafrika haben sich in letzter Zeit zunehmend verschlechtert. Botha sprach deshalb vor kurzem von einer regionalen Lösung „ohne die Einmischung der Supermächte“. Offenbar will Botha sich nicht mehr auf die Vermittlung des US-Afrika-Beauftragten Chester Crocker verlassen, sondern direkt mit Angola verhandeln. Erste informelle Kontakte soll es schon gegeben haben. Gleichzeitig spricht Savimbi von einer „afrikanischen Lösung“ und betont, daß Kenia und Nigeria sich bereit erklärt haben, zwischen UNITA und Angola zu vermitteln.

Eine für Namibia wichtige Veränderung in Südafrikas Position zeichnet sich in den letzten Wochen auch ab. Bisher haben sowohl Südafrika als auch die USA die Unabhängigkeit Namibias durch die Forderung verzögert, daß kubanische Soldaten sich zuerst aus Angola zurückziehen müssen. Ein solcher Rückzug wird inzwischen auch von Angola und Kuba für wünschenswert gehalten. Doch Südafrika hat offenbar nicht die Absicht, daraufhin die Unabhängigkeit Namibias zuzulassen. Der Apartheid-Staat ist nach wie vor fest entschlossen, einen Sieg der linken SWAPO in den vom Weltsicherheitsrat in der Resolution 435 (1978) vorgesehenen freien Wahlen unter UNO-Aufsicht zu verhindern.