Sockenschuß

■ Jochimsens Pläne zum Schnellen Brüter

Der Schnelle Brüter von Kalkar, die gigantischste Fehlplanung des Atomzeitalters, setzt ungeahnte Phantasie-Potentiale frei. NRW-Wirtschaftsminister Jochimsen, dem der sieben Milliarden schwere Koloß und seine düstere Zukunft schlaflose Nächte bereitet, schlug jetzt – unter Berufung auf den Brüter-Vater Häfele und zwei Wochen nach(!) Karneval – Sensationelles vor. Der Brüter soll kein Plutonium ausbrüten, sondern vernichten. Kalkar als Entsorgungsmaschine und Fresser des gefährlichsten aller Stoffe? Klingt gut. Ist aber purer Blödsinn. Der Brüter kann nicht viel mehr Plutonium verbrauchen als jedes andere Atomkraftwerk auch. Plutonium vernichten, das hieße nichts anderes, als das umstrittenste Kraftwerk der Republik in Betrieb nehmen, denn nur im Betrieb kann der Brüter seinen Brennstoff (Plutonium) verbrauchen, also „vernichten“. Genau betrachtet ist Jochimsens Vorschlag also nichts anderes als ein ziemlich umständliches Votum für das Anknipsen des „Höllenfeuers von Kalkar“ (Farthmann), allerdings unter Verzicht auf den Brutmantel, in dem zusätzlich Plutonium erzeugt wird. Da war er schon mal weiter.

Nochmal ganz langsam zum Mitschreiben: Da wird also aus abgebrannten Brennelementen mühsam Plutonium extrahiert, daraus werden in Hanau mühsam Brennelemente speziell für den Brüter gemacht, der aber nur dazu da sein soll, um diese Brennelemente wieder zu vernichten. Das ist etwa so, als wenn man unter großen Risiken über eine lange Pipeline teures Benzin heranschafft, weil man ein Auto erfunden hat, das in der Lage ist, Benzin zu vernichten. Genial! Aber ernsthaft: Jochimsen fordert die Kreativität aller, um das Brüter-Problem zu lösen. Der kreativste Impuls kam bisher von einer BI in Hinterholzheim: den Reaktor fluten und ein Schwimmbad draus machen. Mit Häfele als Bademeister. Manfred Kriener