Bananenrepublik

■ US-Senator wurde auf Antrag der demokratischen Mehrheitsfraktion zwangsvorgeführt

Washington (dpa) – Ein amerikanischer Senator ist zum ersten Mal nach 45 Jahren gegen seinen Willen zu einer Abstimmung in die Kammer gebracht worden. Auf Anordnung des demokratischen Mehrheitsführers Robert Byrd rückte der oberste Ordnungshüter des Parlaments mit fünf bewaffneten Helfern in Zivil aus, um republikanische Senatoren aufzuspüren, die mit allen Mitteln versuchten, eine Abstimmung über eine Reform der Wahlkampffinanzierung zu verhindern. Sie waren untergetaucht, um der Abstimmung zu entgehen.

Einer fiel jedoch den Häschern am Mittwoch in aller Herrgottsfrühe (nachts um ein Uhr) in die Hände. Als sich der aufgespürte Senator Bob Packwood aus Oregon weigerte, mit ihnen zu gehen, drückten die Parlamentspolizisten die Tür zu seinem Büro ein und nahmen ihn fest.

Ein solches Schicksal hatten zuletzt zwei Senatoren aus dem amerikanischen Süden im Jahr 1942 erlitten. Auch damals ging es um Wahlen – die Abschaffung einer Gebühr, die Wähler bei der Abstimmung entrichten mußten. Die Republikaner sprachen am Mittwoch erbost von einer „Bananenrepublik“. Die Vorführung Packwoods sei „entwürdigend und sinnlos“, er sei „wie ein gewöhnlicher Verbrecher“ behandelt worden.