Rauchzeichen

■ Der Dialogversuch zwischen RAF und Gesellschaft

Die Ergebnisse des Gesprächs zwischen dem Justizminister Engelhard, seinen Staatssekretären, Martin Walser, Antje Vollmer und Ernst Käsemann wirken auf den ersten Blick wie ein weißes Rauchzeichen am Horizont über dem politischen Dschungel. So verschwiegen die Auskunft nach dem offenbar langen Gespräch ist, irgend etwas scheint in Bewegung geraten zu sein. Aufatmen, es gibt noch andere, die aussteigen wollen aus dem Krieg zwischen der RAF und dem Staat. Sogar ein amtierender Justizminister einer konservativ-liberalen Regierung ist dabei.

Gleichzeitig muß man sich natürlich danach fragen, ob ein gesellschaftlicher Dialog zunächst einmal mit den Inhaftierten der RAF überhaupt möglich ist, wenn diejenigen, die miteinander reden sollen, in so extrem unterschiedlicher Situation leben: die einen im Knast zumeist unter besonders menschenverachtenden Einzelhaftbedingungen und die anderen eben draußen, als Schriftsteller, Parlamentarier oder Theologen. Und es kommt etwas weiteres hinzu: Der Staat beziehungsweise der Justizminister muß diesen Dialogversuch im Gefängnis nur zulassen. Die anderen, die schon zehn Jahre im Gefängnis sitzen und die zehn Jahre nicht miteinander reden durften, die müssen, die sollen jetzt miteinander reden. Für sie ist dieser Dialogversuch natürlich eine größere Anforderung als für den Minister.

Ich möchte nicht in Christian Klars Haut stecken. Das Mißtrauen gegen die vielleicht nur kleine Chance abwägen. Aber was nützt es, sich selbst noch zusätzlich zum Eingesperrtsein auszuschließen von der Möglichkeit, ein schwieriges politisches Ping-Pong mitzumachen, bei dem die Spielräume und Regeln erst noch ausgelotet werden müssen. Eine Chance zumindest ist da, und die RAF-Inhaftierten sollten den Ball nicht von vornherein verloren geben. Max Thomas Mehr