Keine Kursänderung bei den RWE

Vorstand und Aktionäre „insgesamt zufrieden“ / Ausstieg aus Atomenprogramm wird abgelehnt Verwicklung in Hanauer Atomskandal elegant überspielt / Aufsichtsratskandidat Joschka Fischer abgelehnt  ■ Aus Essen Petra Bonhöft

Insgesamt zufrieden mit dem Ergebnis des Geschäftsjahres zeigte sich gestern auf der Hauptversammlung der Reihnisch-Westfälischen Eletrizitätswerke (RWE) der Vorstand des größten deutschen Energiekonzerns. Die Mehrzahl der Aktionäre freute sich über den Bilanzgewinn von 360 Mio. DM, der ihnen acht DM Dividende pro Aktie bescherte. Außer der Tatsache, daß das RWE sich künftig in dem (nichtnuklearen) Giftmüllgeschäft engagieren will, wird sich an der Unternehmenspolitik nichts ändern.

Für peinliche Fragen zum Hanauer Nuklearsumpf und Unterhaltung sorgte Aufsichtsratskandidat Joseph Fischer. Dr. Christians, RWE-Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstandsmitglied der Deutschen Bank bekräftigte: „Die Kernenergie ist auch für die kommenden Jahrzehnte die einzige Energie, die einen hohen Sicherheitsstandart hat, der Ökologie folgt und Preiswürdigkeit gewährleistet“.

Im Mittelpunkt der Aussprache indes stand die Verwicklung des RWE in die Schmiergeldaffäre, die Falschdeklaration von Atommüllfässern, mutmaßliche Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag und Uran-Geschäfte mit Südafrika. Vorstandssprecher Klätte „bedauert die Vorgänge“ um die „Tochter- und Enkelfirmen“ Nukem und Transnuklear und behauptete, das RWE sei „um lückenlose Aufklärung bemüht“ – und verschweigt, daß RWE-Vorstandschef Spalthoff als damaliger Aufsichtsrat bei Transnuklear höchst persönlich und als einer der ersten informiert war.

Als Joschka Fischer Spalthoff dazu befragte, rutschte dieser hektisch auf seinem Stuhl herum und besprach sich mit seinen Kollegen. In Übereinstimmung mit einer Reihe anderer Aktionäre forderte Fischer die Hauptversammlung auf, „auf die Entlastung des Vorstandes zu verzichten, bevor alle Fragen auch in den parlamentarischen Ausschüssen geklärt sind“. Eine Antwort der Herren, denen Fischer en detail verharmlosende Fehlinformationen zu Hanau nachwies, stand bei Redaktionsschluß aus.

Stillschweigen bewahrte die Vorstandriege auch über die WDR-Information, daß die Staatsanwaltschaft Essen seit Januar gegen das RWE ermittelt. Als sicher galt, daß die überwältigende Mehrheit der Aktionäre ihren Vorstand am Abend entlastet und den „grünen Spinner“ nicht in den Aufsichtsrat gewählt hat.