I N T E R V I E W „Man zerstört die Opposition...“

■ Die jüngsten Maßnahmen des Apartheid–Regimes: Wahlmanöver oder Verzweiflungsakt?

Johannesburg (taz) - Die taz sprach mit Wynand Malan, ehemaliger Parlamentarier der Nationalen Partei, heute unabhängiger Abgeordneter und Führer der „Nationalen Demokratischen Bewegung“, die sich um Kontakte zu außerparlamentarischen Gruppen bemüht. taz: Warum wurden die jüngsten Einschränkungen der politischen Aktivitäten von Anti–Apartheid Gruppen gerade jetzt verhängt? Malan: Ich weiß es nicht. Es hat vorher keine Spekulationen über solche Restriktionen gegeben. Es muss also eine sehr schnelle Entwicklung gewesen sein. Wenn das Ziel wirklich ein Schutz der öffentlichen Sicherheit sein soll, dann war dies ein grober Fehler. Man könnte aber auch machiavellistisch denken und sagen, daß damit der Versuch erschwert werden soll, in Pietermaritzburg den Frieden wiederherzustellen. Denn die Leute, die politische Gruppierungen auf der einen Seite des Konflikts vertreten, können nicht mehr an Verhandlungen teilnehmen. Die meisten Kommentatoren interpretieren die Restriktionen als Versuch, vor den Nachwahlen nächste Woche noch Stimmen aus dem ultrarechten Lager zu gewinnen. Das glaube ich nicht. Die Regierung kann nicht wirklich glauben, daß solche Maßnahmen ihr mehr Unterstützung bringen würden. Meine Meinung ist, daß die Regierung alle Hoffnung für die Wahlen schon aufgegeben hat. Man zerstört die Opposition, die zu einer grundsätzlichen Veränderung führen könnte. Nur so läßt sich der Status Quo aufrecht erhalten. Die UDF war ohnehin schon schwer von Verhaftungen und Ausnahmezustand getroffen. Das ja, aber die Bewegung besteht noch weiter. Sie haben nicht an Unterstützung verloren. Und sie waren dabei, sich neue politische Strategien zu überlegen. Es gab beispielsweise die Debatte, ob die UDF sich an Lokalwahlen im Oktober beteiligen sollte. Die Regierung versucht Leute zu kooptieren, um „ihr zivilisiertes Regierungssystem“ aufrechtzuerhalten. Wenn die UDF tatsächlich eine Beteiligung beschlossen hätte, wäre das für die Regierung psychologisch eine erhebliche Bedrohung gewesen. Vielleicht sollten also die jüngsten Schritte eine solche Beteiligung schon jetzt abblocken. Das Interview führte Hans Brandt