Rhein-Main-Wegweiser

■ Im Info 2 ist der aktuelle Stand der Durchsuchungen, Verhaftungen , aber auch der politischen Diskussion nach dem 2.November 1987 nachlesbar

Übersichtlich ist die Situation im Rhein-Main-Gebiet seit dem 2. November 1987, dem Datum der Todesschüße auf die Polizisten, nie mehr geworden. Meldungen in den Zeitungen, Gerüchte in der Szene und Presseerklärungen der Bundesanwaltschaft, deren Anteil an Desinformation mindestens so hoch zu sein schien wie ihr Faktengehalt, haben Interessierte zusätzlich verwirrt. Im kürzlich herausgekommenen „Rhein-Main-Info 2“ haben Aktive aus der Region jetzt erstmals ziemlich umfassend den Sachstand zusammengetragen und Einschätzungen versucht, die über die Analysen, die die Flugblätter der ersten Tage gefüllt haben, hinausgehen. Ausführlich wird über die Situation der drei (die Verhaftung von Mike ist noch nicht berücksichtigt) Inhaftierten Andreas Eichler, Andreas Semisch und Reiner Hübner berichtet.

In der Bewertung der Ereignisse seit dem 2.11. geizen die AutorInnen eines sechsseitigen Aufsatzes nicht mit Selbstkritik: im Ernstfall sei deutlich geworden, daß sich die Gruppen und Aktiven viel zu wenig Gedanken über die Konsequenzen ihres Widerstands und über die tiefgehenden Differenzen der ihn tragenden politischen Personen gemacht hätten. Was bisher dahin für eine Stärke gehalten worden sei, die Diffusität des Widerstands, das pluralistische Nebeneinander verschiedenster Fraktionen habe sich als zentrale Schwäche entpuppt. Die Konsequenzen werden hart formuliert: „Wir müssen Abschied nehmen von einer schwammigen Bewegungsideologie, der zufolge jede/r zu uns gehört, der/die sich uns zugehörig fühlt.“ Skepsis, ob diese Analyse praktisch werden wird, bleiben allerdings angebracht, ähnliche Überlegungen, wenn auch nicht in dieser Schärfe formuliert, haben ja auch weitgehend folgenlos die Diskussionen auf den Libertären Tagen geprägt. Dieses Dilemmas sind sich auch die AutorInnen des Papiers offensichtlich bewußt: sie selbst verweisen bei ihrer Kritik an bestimmten Formen der Militanz, die es überhaupt erst möglich gemacht hätten, daß die Schüsse dem Startbahn-Widerstand zugeordnet und nicht als Staatsschutzaktion bewertet werden konnten, auf bereits weitgehend folgenlos geführte Auseinandersetzungen. Praktische Hinweise über wahrscheinlich verwendete Lauschmethoden der Polizei, das Verhalten bei Wohnungsdurchsuchungen und Verhören, sowie der Wortlaut des 24-Punkte- Haftstatuts für 129a-Gefangene ergänzen die Broschüre. oto*N*

Rhein-Main-Info 2, 36 Seiten, 2 Mark zu beziehen über den gutsortierten Buchhandel oder Libertäres Zentrum, Kriegkstrasse 38, 6 Frankfurt