Keine Chance für den Denkmalschutz

■ Die Aula der Folkwang Hochschule in Essen soll abgerissen werden, um erweiterten Lehrbetrieb in Holzbaracken aufnehmen zu können / Keine Rücksprache mit der Landesregierung / Jetzt hat sich noch ein stadtbekannter Immobilienmakler eingeschaltet

Bochum (taz) – Der Folkwang Hochschule in Essen, eine der Bundesweit renommiertesten Ausbildungsstätten für Schauspiel, Musik, Tanz und Pantomime, drohen seit Sommer 1987 Abrißpläne. Geht es nach den Plänen der Stadtverwaltung in Essen, würde die „Alte Aula“, der Hauptveranstaltungsort der Schule, besser heute als morgen abgerissen. Grund für die Eile soll die Raumnot an der Folkwangschule sein. Dem will die Stadt durch den Bau mehrerer Holzbaracken abhelfen. In diesen provisorischen Bauten sollen nach der Erweiterung des Lehrplans die Abteilungen Musical, Bühnen- und Kostümbild untergebracht werden. Für die StudentInnen sind die Baracken kein Ersatz: „Kunst braucht Raum, braucht Atmosphäre – keine Holzhütten“, meint der Asta-Vorstand Markus Ingehorst. Außerdem ist die „Alte Aula“ vom Standpunkt der Denkmalpflege interessant. War sie doch früher die Anstaltskirche der Königlich- Preußischen Strafanstalt des Esse ner Stadtteils Werden.

Der Streit in den letzten Wochen, ob die Aula abrißreif oder als idealer Raum für die Folkwang- StudentInnen bestehen bleiben müsse, schlug hohe Wellen. Essens Schauspieldirektor Hansgünther Heyme solidarisierte sich mit der Asta und erklärte, die Stadt Essen im Hinblick auf die Abrißpläne zum „Un-Partner“. Bekannte KünstlerInnen von Pianisten Boris Block bis zur Schauspielerin Tana Schanzare beteiligten sich unentgeldlich an einem vom Asta für die Aula-Erhaltung organisierten Veranstaltungsprogramm.

Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund bekundeten mittlerweile Interesse am Bestehen des Gebäudes. Und am Donnerstag schaltete sich der in Essen stadtbekannte Makler Günter Kimmeskamp ein. Er informierte die Studentenvertretung über die neuesten Pläne der städtischen Verwaltung: Hinter dem Rücken der Studentenschaft, und ohne eine Stellungnahme der Landesre gierung in Düsseldorf abzuwarten, hatte das Stadtplanungsamt eine Firma beauftragt, den Abriß in der Nacht vom 28. 2. zum 29. 2. verzunehmen. Kimmeskamp konnte die Abrißbirne stoppen, eine Aktion, die dem Asta zwar „erstmal nützlich“, aber „längerfristig bedenklich“ scheint. Er will die Aula der Stadt für einen nicht genannten symbolischen Preis abkaufen und dann den StudentInnen zur Verfügung stellen. Der Makler gibt sich sympathisch, den Erhalt der Aula nennt er „mein Steckenpferd“ und den StudentInnen will er „freie Hand lassen“. Die hingegen befrüchten, Kimmeskampf könnte inhaltliche Bedingungen an sein Angebot knüpfen. Die Stadt Essen reagierte ablehnend. „Wir können nicht an einen Privatmann verkaufen“, gab der Planungsdezernent Heiko Schulte Auskunft. Den Abriß habe man für einige Tage verschoben und die weitere Entwicklung müsse jetzt mit der Landesregierung abgestimmt werden. Im Gegensatz zu Schulte äußerte sich der Essener Oberstadtdirketor Rusch: „Abgerissen wir auf jeden Fall.“ Anne Weber