Südafrikas endloser Rückzug aus Angola

■ Trotz anhaltender Kämpfe im Südosten Angolas behauptet Südafrika nach wie vor, der Rückzug sei in vollem Gange

Aus Johannesburg Hans Brandt

Zwei weitere südafrikanische Soldaten sind Ende letzter Woche im Süden Angolas ums Leben gekommen. Damit sind seit Beginn des Jahres in den Kämpfen zwischen den UNITA–Rebellen unter Jonas Savimbi, die von Südafrika unterstützt werden, und Einheiten der linken Regierung in Angola zehn weiße Südafrikaner gefallen. Dennoch bekräftigen südafrikanische Militärsprecher immer noch eine Ankündigung vom Dezember letzten Jahres, daß südafrikanische Einheiten sich „unter Kriegsbedingungen“ auf dem Rückzug befinden. Indessen behauptete UNITA am Wochenende wieder einmal, eine entscheidende Schlacht in der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Cuito Cuanavale im Südosten Angolas gegen die von kubanischen Soldaten unterstützten Regierungstruppen gewonnen zu haben. Südafrikas Engagement in Angola sei „ohne Zweifel“ größer als zur Zeit der Invasion des Landes kurz vor der Unabhängigkeit Angolas 1975, sagte Angolas Außenminister Afonso Van–Dunem letzte Woche im BBC. Südafrikanische Militärsprecher nennen das „krasse Propaganda“. Bei den weißen Gefallenen der letzten Wochen handelt es sich fast ausschließlich um Artilleristen und um einen Piloten. Das deutet darauf hin, daß weiße Soldaten Luftangriffe fliegen und in unterstützenden Funktionen hinter der Front eingesetzt werden. Sie bedienen die Kanonen vom Typ G5 und G6 mit einer Reichweite von etwa 40 km. Mit Geschützen dieser Art ist Cuito Cuanavale seit Mitte Januar fast vollkommen zerstört worden. In den letzten Wochen flogen angolanische Kampfflugzeuge offenbar verstärkt Angriffe auf die Artilleriepositionen. Einer der Ende letzter Woche gefallenen Südafrikaner war allerdings Panzerfahrer. Das könnte auf eine erneute Verschärfung der Kämpfe und ein stärkeres südafrikanisches Engagement an der Front hindeuten. Von einem Rückzug südafrikanischer Einheiten kann indessen kaum die Rede sein. Beobachter meinen, daß Südafrika unter keinen Umständen zulassen will, daß angolanische Regierungstruppen Gebiete zurückerobern, die vorher von den Südafrikanern und UNITA kontrolliert wurden. Auf diplomatischer Ebene wird in Südafrika indessen spekuliert, daß es zu direkten Kontakten zwischen dem Apartheid–Regime und der Sowjetunion kommen könnte. Die Entwicklung in Afghanistan und Andeutungen, daß die Unterstützung der Sowjets für den ANC nachgelassen hat, werden von einigen Beobachtern als Zeichen interpretiert, daß Michail Gorbatschow auch zu direkten Kontakten mit Südafrika bereit wäre, um eine Verhandlungslösung in Angola zu finden.