GAL–Vorstand nun pluralistisch

■ Die Hamburger Grünen verbannen den Fundi–Realo–Konflikt / Mit „Wir“–Gefühl und Selbstkritik „grüne Macher“ in den Vorstand gewählt / Hinwendung zu innerparteilichen Problemen

Hamburg (taz) - Was sich bereits vor zwei Wochen bei dem Strategie–Kongreß der Hamburger GAL andeutete, wurde am Sonntag Wirklichkeit: Ab sofort hat dieser grüne Landesverband einen strömungsübergreifenden zusammengesetzten Landesvorstand. Auf einer ohne Höhepunkte verlaufenden Mitgliederversammlung wählten die 200 Anwe senden acht Ökosozialistinnen und vier Mitglieder einer real–sozialistischen Mittelposition in dieses Gremium, das bisher nur aus Öko–Fundis bestand. Martin Schmidt, anerkannter Vertreter einer grün–reformerischen Linie und „Grand Old Man“ der GAL fiel mit der zweitniedrigsten Stimmenzahl durch. Eine eindeutige Zuordnung zu bestimmten politischen Lagern wird allerdings in Hamburg, wie sich auch am Wochenende zeigte, zunehmend schwerer. Mit Jürgen Reents, Kurt Edler, Marion Pein und Gaby Gottwald gehören diesem Gremium PolitikerInnen an, die auch über Hamburg hinaus als „grüne Macher“ bekannt sind. Dennoch ist auch mit neuem Vorstand die GAL bundesweit dem linken Flügel zuzurechnen. Paritätisch sechs zu sechs sind die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen geregelt. Ein komplizierter Wahlmodus mit Minderheitenschutz sollte verhindern, daß eine Fundi– Mehrheit auf der Mitgliederversammlung allein ihre Kandidaten durchpowern würde. So konnte man nach dem neu ausgebrochenen „Wir–Gefühl“ der letzten beiden Wochen und einer sehr deutlichen Selbstkritik des früheren Landesvorstands an seinem eigenen „Prinzipalismus“ gar einen noch höheren Sitz–Anteil für die Mittelposition erwarten. Inhaltliche Fragen wurden auf der eintägigen Mitgliederversammlung kaum angeschnitten. Es schimmerte allerdings in den Rechenschaftsberichten einzelner Vorstandsmitglieder durch, daß der Vorstand sich zweier innerparteilicher Probleme vordringlich annehmen müsse. Es gelte überhaupt wieder eine Verbindung zwischen Landeszentrale und den Bezirks–GALiern herzustellen und die Zusammenarbeit mit der Frauenfraktion bedürfe einer dringenden Verbesserung. Selbstkritik eines alten und neuen Vorstandsmitglieds: „Dieser Landesvorstand hat in besonders krasser Form eine Kontrolle der Arbeit der Frauenfraktion (in der Bürgerschaft) durchgeführt.“ Reiner Scholz