Lob und Tadel für Oskar Lafontaine

■ SPD–Linke, GEW und IG Chemie einig in Kritik an Lafontaines Äußerungen zu Arbeitszeitverkürzung und Lohnausgleich

Berlin(ap/taz) - Während die parlamentarische Linke der SPD (Frankfurter Kreis), die Vorsitzenden von GEW und IG Chemie gestern erneut den stellvertretenden SPD–Vorsitzenden Lafontaine wegen seiner Äußerungen zur Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich unter Beschuß nahmen, fanden CDU–Generalsekretär Geißler und der Bundestagsabgeordnete der Grünen Willi Hoss lobende Worte. Hoss, ehemaliger Betriebsrat von Daimler Benz stellte sich voll hinter Lafontaine. Die Grünen hätten schon immer die Position vertreten, durchschlagende Arbeitszeitverkürzung sei nicht gleichzeitig bei vollem Lohnausgleich für alle Lohn– und Gehaltsgruppen durchzusetzen. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit müsse auch den Arbeitnehmern ein Solidarbeitrag abverlangt werden. Für den Fall eines Lohnverzichtes forderte Hoss allerdings eine vertragliche Einstellungsgarantie. Der schleswigholsteinische SPD–Spitzenkandidat Engholm teilte zwar Lafontaines Überlegungen, schränkte allerdings ein, daß er den Zeitpunkt für den Vorstoß für falsch halte. Es entstehe der Eindruck, als wolle sich der Saarländer in die laufenden Tarifverhandlungen einmischen. Der GEW–Vorsitzende Wunder warf dem saarländischen Ministerpräsidenten eine „beispiellose Einmischung in die Tarifautonomie“ vor. Der zum rechten Flügel der SPD gehörende IG– Chemie–Vorsitzende Rappe vermutete, Lafontaine habe seine Position „der FDP zu Liebe“ vertreten. Demgegenüber erinnerte das SPD–Präsidium gestern an die Nürnberger Beschlüsse, die Lafontaines Position deckten. Die CDU sieht sich durch die Debatte bestätigt. Generalsekretär Geißler meinte, die CDU vertrete den „vernünftigen Kurs“, statt Lohnerhöhungen Arbeitszeitverkürzungen oder eine Kombination von beiden zu vereinbaren, seit 1984. Die FDP will das Thema am Mittwoch im Bundestag zur Sprache bringen. bmm n.