Kleiner Störfall mit bösen Folgen

Dortmund (taz) - Wie erst mit zehntägiger Verspätung bekannt wurde, entwich am 16.Februar nach einer Explosion aus einem Transformator unter der Nordtribüne des Dortmunder Westfalenstadions die Chemikalie „Clophen“. „Clophen“ setzt ab einer Temperatur von 170 Grad Celsius das Gift Dioxin frei. Herbeigerufene Feuerwehrleute betraten den Traforaum zunächst ohne Schutzanzüge, bevor ihnen mitgeteilt wurde, welche Gefahr droht. Ein Elektriker erlitt schwere Vergiftungen. Während der Trafo–Hersteller sich weigerte, den defekten Trafo ohne toxikologische Untersuchung der Umgebung abzuholen, gab sich die Stadt Dortmund sorglos: Drei Tage nach dem Vorfall schickte sie drei Maurer in den verseuchten Traforaum, um den Estrich zu entfernen. Stadtdirektor Hinz: „Es war ein ganz vernünftiger Ablauf, die Maurer reinzuschicken, weil schon in den Tagen vorher mehrere Mitarbeiter über mehrere Stunden in den Traforäumen Aufräumungsarbeiten geleistet hatten.“ Das zuständige Gewerbeaufsichtsamt wurde erst an diesem Montag über den Vorfall informiert, obwohl Unfälle mit Clophen–gekühlten Transformatoren unverzüglich meldepflichtig sind. Erste Untersuchungen des Unfallortes fanden erst sieben Tage nach dem Vorfall statt. Dabei wurden hohe Konzentrationen von chlorierten Furanen an der Tür des Traforaumes festgestellt. Trotzdem sah man bei der Stadt Dortmund keine Veranlassung, in den letzten 14 Tagen zwei Bundesligaspiele von Borussia Dortmund abzusagen. Ob auch die Zuschauerränge im Stadion nach der mehrtägigen Lüftung des Traforaumes verseucht worden sind, läßt die Stadt erst auf massiven Druck der Öffentlichkeit überprüfen. Jürgen Bischoff