Tarifrunde geplatzt

■ Gewerkschaft ÖTV und Arbeitgeber des Öffentlichen Dienstes ohne Einigung zur Arbeitszeitverkürzung / Gegenseitige Schuldzuweisung / Nun beginnt Schlichtung

Stuttgart (ap/taz) - Die ArbeitgeberInnen haben gestern mittag die Tarifverhandlungen für die rund 2,7 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes für gescheitert erklärt. Der Verhandlungsführer, Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann, kündigte in Stuttgart an, daß die ArbeitgeberInnen unverzüglich die Schlichtungskommission anrufen würden. Die Arbeitgeber hatten eine Lohnerhöhung um 1,3 Prozent angeboten. Forderungen nach Arbeitszeitverkürzungen hatten sie abgelehnt. Die ÖTV–Vorsitzende Monika Wulf–Mathies machte die ArbeitgeberInnen für das Scheitern der Gespräche ver antwortlich. „Mit ihrer Verweigerungstaktik treiben uns die Arbeitgeber ein Stück weiter in Richtung Arbeitskampf“, erklärte die ÖTV–Chefin. Zimmermann habe vor laufenden Kameras Einzelheiten aus Vier–Augen– Gespräche berichtet, die aber in dieser Form überhaupt nicht besprochen worden seien. Dabei ging es laut Zimmermann um „eine Arbeitszeitkomponente in einem längerfristigen Konzept“. Grund für die ablehnende Haltung der ÖTV in den Tarifverhandlungen sei der Abschluß in der Stahlindustrie mit einer Vereinbarung über die Einführung der 36,5–Stunden–Woche. Zimmermanns Sprecher sagte, dieser „mehr als unheilvolle“ Vertrag habe bei der ÖTV Erwartungen erweckt, „die nie und nimmer erfüllt werden können“. Wulf–Mathies machte deutlich, daß die Gewerkschaften auch bei einer Schlichtung nicht von ihrer Forderung nach Einführung der 35–Stunden–Woche abrücken kann. Die ÖTV kann frühestens nach Ostern erneut zu einem Streik aufrufen, da während der Schlichtung, die spätestens am 8.März beginnen muß, Friedenspflicht herrscht. Vorsitzender der Schlichtungskommission ist der frühere Bundesinnenminister Hermann Höcherl (CSU). katel