Schräge Koalition

■ Grüne & CDU wollen eine Nahost–Debatte

Manchmal ist Schweigen besser, manchmal Reden. Die Grünen haben sich gemeinsam mit der CDU zum Reden entschlossen. Auf Initiative der Ökopax–Partei diskutiert das Plenum des Bundestages über den Palästina–Konflikt. Eine höchst problematische Entscheidung: Ohne Holocaust und Genozid, ohne die nationalsozialistischen Verbrechen des BRD– Vorgängerstaats würde der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern so nicht existieren. Es müßte also allen, den Grünen zumindest, klar sein, daß es schwierig ist, von deutscher Seite aus gute Ratschläge zu geben. Billige Soli–Reden für die Palästinenser verbieten sich vor diesem historischen Hintergrund. Schweigen über die Verbrechen der israelischen Besatzer an den Palästinensern zu bewahren, wäre keine Alternative. Aber ist der Bundestag der Ort, von dem aus die Deutschen Israels Politik verdammen dürfen? Wenn man allabendlich die Fernsehbilder sieht, fällt Schweigen schwer. Aber ist die CDU, das Auffangbecken für Altnazis, wirklich der geeignete Bündnispartner für die Grünen, um eine Israel–Debatte durchzusetzen? Das zumindest muß jetzt geklärt werden. Trotzdem bietet eine solche Debatte natürlich auch eine Chance dafür, all die widersprüchlichen Gefühle zu artikulieren, die Deutsche haben müssen, wenn sie mit dem Konflikt im Nahen Osten konfrontiert sind. Die Aufregung der Grünen über den ganzen Vorgang kommt vermutlich daher, daß die Fraktionäre sich selbst keine wirklich gute historische Rede zutrauen. Max Thomas Mehr