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Selbst schuld!

■ ÖTV in der Defensive

Wenn die Gewerkschaften die Diskussion um Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich als Angriff auf ihre Stellung im laufenden Tarifkonflikt empfinden, haben sie recht. Aber nicht deswegen, weil die Überlegungen Lafontaines, der Grünen oder auch Geißlers auf eine Schwächung der ÖTV zielen, - sondern weil sie selbst versäumt haben, so etwas wie Solidarität zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen mit ihrer Strategie der Arbeitszeitverkürzung zu verbinden. Die Möglichkeiten der Gewerkschaften, Arbeitslosigkeit aus eigener Kraft zu bekämpfen, sind beschränkt. Lohnverzicht, da haben die Kritiker Lafontaines recht, wird von den Arbeitgebern in aller Regel weder im Öffentlichen Dienst noch in der gewerblichen Wirtschaft in Form von Neueinstellungen honoriert. Eher wird in zusätzliche Rationalisierung investiert. Nur - das ist im Zusammenhang mit den jetzt diskutierten Vorschlägen gar nicht das Problem. Es geht vielleicht einigen Leuten von der CDU, nicht aber dem saarländischen Ministerpräsidenten oder dem grünen Sozialpolitiker Willi Hoss darum, den öffentlichen Arbeitgebern Lohnkosten einzusparen. Die pauschale Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich für alle Einkommensgruppen verzichtet darauf, in größtmöglichem Umfang Arbeitszeitverkürzung in Neueinstellungen umzusetzen. Lehrer brauchen vielleicht mehr Zeit, aber sicher nicht mehr Geld. Bei den Spitzenverdienern des Öffentlichen Dienstes ist ein unausgeschöpftes Umverteilungspotential zugunsten von Arbeitslosen vorhanden, welches die Gewerkschaften eigentlich schon längst und von sich aus hätten einfordern müssen. Martin Kempe

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