Flexibilität

■ Daniel Ortega will direkt mit den Contras sprechen

Wenn Nicaraguas Präsident Daniel Ortega jetzt doch direkte Gespräche mit den Contras anbietet, will er zweierlei erreichen: erstens dem US–Kongreß - der über eine „humanitäre“ Contra–Hilfe und vielleicht bald wieder über eine unverdeckt militärische entscheiden muß - sandinistische Flexibilität signalisieren. Zweitens soll der populärste Antisandinist, Kardinal Obando y Bravo, ausgeschaltet werden. Der Kardinal, einst von den Sandinisten selbst als Vermittler der indirekten Gespräche ins Spiel gebracht, hat hinterlistig seine Position ausgenutzt, um an einem Bündnis zwischen der legalen politischen Opposition und der Contra zu schmieden. Beide fordern inzwischen dasselbe: eine weitgehende Verfassungsreform, die die revolutionär erkämpfte Macht der Sandinisten in Frage stellen würde - vor allem die Entflechtung von Staat, Partei und Armee. Bislang bestehen die Sandinisten jedoch darauf, die Gespräche mit der Contra auf die Modalitäten eines Waffenstillstands zu beschränken. Doch solange die Contra ein ernst zu nehmender militärischer Faktor ist, werden die Sandinisten mit ihr wohl auch über Politik reden müssen. Schließlich haben Reagans „Freiheitskämpfer“ den Krieg nicht begonnen, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Die Sandinisten werden unter dem Druck des Krieges weitere politische Konzessionen machen müssen. Doch ihre Macht werden sie nicht zur Disposition stellen. Solange die Contra aber gerade darauf besteht und genügend Waffen hat, herrscht Krieg. Und in diesem kann jeder Dialog - ob direkt oder indirekt - nur eine taktische Größe sein. Thomas Schmid