Krawalle vor der Sowjetbotschaft

■ Iran warnt Supermächte / Waffenembargo soll vermieden werden / Städtekrieg soll Iran provozieren

Manama (taz) - Mehrere Tausend Demonstranten zogen am Sonntag durch die Straßen Teherans. Vor der ehemaligen US–Botschaft wurde eine Erklärung verlesen. „Auch wenn die Vereinigten Staaten Irans Feind Nummer Eins sind, die Sowjetunion steht neben Washington in einer verräterischen und närrischen Art.“ Man zog weiter zur UdSSR–Botschaft, Aktivisten turnten über die Mauer, wurden aber von Polizisten schnell wieder auf die Straße verfrachtet. Bereits am Freitag mußten Khomeini–Anhänger ihrem Unmut gegen die sowjetischen Raketenlieferungen an Irak in angemessener Entfernung freien Lauf lassen, denn der Zugang zur SU– Vertretung war abgeriegelt. Daß die Boden–Boden–Raketen, die auch zur Stunde der Demonstration in der Zehn–Millionen–Stadt Teheran einschlugen, sowjetischer Bauart sind, ist bekannt. Irak dürfte nur die Treibsätze vergrößert und den Sprengkopf verkleinert haben. Der Bau in einer sowjetischen Waffenschmiede bedeutet nicht, daß die Raketen direkt aus der UdSSR kamen. Es kann sich genauso um Altbestände der ägyptischen Armee handeln, die der Irak gekauft hat. Mit dem Druck auf die UdSSR will Teheran erreichen, daß Moskau nicht doch im Weltsicherheitsrat für ein Waffenembargo gegen die Islamische Republik stimmt. Auch an die Adresse der USA erging eine Warnung: Revolutionswächter beschossen im Golf zwei US–Hubschrauber mit Maschinengewehren - ein Hin weis an die USA, es mit Sanktionen gegen Iran nicht so eilig zu haben, da sonst eine erneute Eskalation im Golf bevorstehe. Vergangene Woche wurde deutlich, daß es Teheran weniger auf ein Ende des Städtekriegs als vielmehr auf die Vermeidung des Embargos ankommt. Irak weiß, daß Teheran mit dem Städtekrieg kein Waffenstillstand aufgezwungen werden kann. Das Militär setzt darauf, daß Iran Vorräte verschießen werde, damit die Ayatollahs in einer neuen Runde des Dahinmordens der Zivilbevölkerung nicht mehr Paroli bieten können. Außerdem scheint Bagdad es darauf anzulegen, Teheran zu einemmangelhaft vorbereiteten Großangriff zu verleiten. Ob die Supermächte in die irakischen Überlegungen eingeweiht sind, ist nicht bekannt. Tatsache ist jedoch, daß eine US–Militrädelegation Bagdad Stunden vor Ausbruch des Städtekrieges besucht hatte. William Hart