Gerupfte CSU bei Kommunalwahlen

■ Niederlagen der CSU vor allem in Nordbayern / Bayreuth konnte nicht erobert werden / Versuch, Strauß–Freund Kreile wieder in den Bundestag zu hieven, scheitert / Beachtliche Erfolge der Grünen

Aus München Luitgard Koch

Die Grünen haben bei den „kleinen Kommunalwahlen“ Bayern, bei denen am vergangenen Sonntag über eine halbe Million BürgerInnen in 24 Städten und Gemeinden neue Bürgermeister und Oberbürgermeister wählten, nicht schlecht abgeschnitten. So konnte ihr OB–Kandidat im fränkischen Rothenburg o.d. Tauber, der 44jährige Rechtsanwalt Uwe Schreiner, mit 22,6 Prozent den Kandidaten der beiden großen Parteien die entscheidenden Stimmen für die notwendige absolute Mehrheit abnehmen, und die grüne „Außenseiterin“ und erste Frau, die sich im oberbayerischen Freising um den OB–Posten bewarb, Jutta Radojkovic (35), heimste immerhin 12,4 Prozent der Stimmen ein. „Gerupft“ wurde bei dieser Wahl, vor allem im nordbayerischen Raum, die CSU. Die schlimmste Schlappe mußten die Christsozialen im fränkischen Hof einstecken. Dort eroberte nach 18 Jahren CSU–Herrschaft der SPD–Mann Dieter Döhla mit 60,4 Prozent den Rathaussessel. Sein Gegenkandidat von der CSU, Wilfried Anton, brachte es nur auf 38,8 Prozent. Vor sechs Jahren hatte die CSU mit ihrem damaligen Kandidaten noch 61,5 Prozent der Stimmen verbuchen können. Auch im schwäbischen Landsberg verlor die CSU. Ihr Kandidat Otto Buchegger schied mit 22,8 Prozent aus dem Rennen. In Lindau findet die Stichwahl, ohne die CSU, zwischen SPD und Parteilosen statt. Regierungsdirektor Günter Wiest aus dem bayerischen Umweltministerium schaffte für die CSU in Lindau nur 25,1 Prozent. Besonders verärgert dürfte man in der CSU–Zentrale über den Reinfall in Bayreuth sein. Mittels eines Coups versuchten die Christsozialen dort ihren Finanz experten und Strauß–Freund Reinhold Kreile wieder in den Bundestag zu hieven. Bei einem Sieg des CSU–Kandidaten, dem Bayreuther Bundestagsabgeordneten Ortwin Lowack, wäre der Münchner Kreile erster Nachrücker für den Bundestag auf der CSU–Landesliste gewesen. Lowack konnte Bayreuth jedoch nicht erobern und erhielt nur 41,1 Prozent der Stimmen. In Aschaffenburg setzte sich der SPD–Kandidat mit einer überwältigenden Mehrheit von 72,18 Prozent durch. Herbe Verluste mußte die CSU auch in Bamberg und Weiden hinnehmen. Zwar konnten sich ihre Kandidaten auf dem Bürgermeistersessel halten, hatten jedoch erhebliche Stimmeneinbußen zu verzeichnen. Knapp 22 Prozent der Stimmen gegenüber der Wahl von 1982 verlor der 60jährige frühere parlamentarische Geschäftsführer der CDU/ CSU Fraktion, Paul Röhner, in Bamberg. Sein Weidener CSU– Kollege, Hans Schröpf, büßte knapp 16 Prozent ein. Nur im südbayerischen Raum, wie etwa in der erzkatholischen Bischofsstadt Eichstätt, blieben die Schwarzen Sieger. Grund: ihr Kandidat startete ohne Gegner. Damit setzte sich der CSU– kommunalpolitische Abwärtstrend der letzten Zeit fort. So verlor die CSU im vergangenen Jahr die Landratsämter im oberbayerischen Miesbach und Rottal–Inn und schaffte es nicht, Bayerns zweitgrößte Stadt, Nürnberg, unter ihre Fuchtel zu bekommen.