Rückschlag

■ Der palästinensische Aufstand forderte die ersten israelischen Opfer

Während die Zahl der von israelischen Soldaten getöteten Palästinenser ein Vierteljahr nach Beginn des Aufstands in den besetzten Gebieten auf 90 gestiegen ist, hat nun auch die andere Seite ihre ersten Toten zu verzeichnen. Die Auswirkungen des Bus–Anschlags vom Montag mit seinen drei unbeteiligten Opfern auf die israelische Öffentlichkeit dürfen nicht unterschätzt werden. Bislang war es gerade die Zurückhaltung der meist nur mit Steinen ausgerüsteten Demonstranten in ihrer Konfrontation mit schwerbewaffneten und häufig brutalen israelischen Soldaten, die den Palästinensern nicht nur im Ausland viel Sympathie eingebracht haben. Auch in Israel rückte bei Teilen der Bevölkerung erstmals Umdenken in greifbare Nähe. Diesen Erfolg droht jetzt ein von außen eingedrungenes PLO–Kommando in Frage zu stellen. Mit ihrem vorsätzlichen und willkürlichen Anschlag haben die Entführer die Methoden ihres Gegners auf die Spitze getrieben: Terror gegen die Bevölkerung. Während in Israel die Linke die Politik eines Rabin verurteilt, wird es unter den Palästinensern gemäßigten, pro–amerikanischen Persönlichkeiten vorbehalten bleiben, sich von derartigen Aktionen zu distanzieren - den Kräften also, die von interessierter Seite zu einer alternativen Führung zur PLO aufgebaut werden sollen. Sicher ist der Anschlag auch eine Quittung an die Adresse von US–Außenminister Shultz, der die PLO als eine der vom Konflikt Betroffenen einmal mehr aus seiner jüngsten Nahost–Initiative ausklammerte. Er spielt jedoch vor allem den Kräften in die Hände, die schon immer der Meinung waren, man könne mit der PLO als einer Organisation, die Unschuldige ermorde, nicht reden. Es scheint fast, als zögen Hardliner auf beiden Seiten an einem Strang, um Neuansätze zu verhindern, weil sie bequeme, aber in gefährlicher Weise überholte Sicherheiten, Methoden und Konzepte nicht aufgeben wollen. Beate Seel