: Druck auf Giftfirma
■ Kritik an Detia hat erste Folgen / Regierungspräsidium griff ein
Aus Laudenbach Rolf Gramm
Die Kritik an den Zuständen bei der Giftgas–Firma Detia im nordbadischen Laudenbach (vgl. taz v. 5.3) hat jetzt erste Folgen: Das Karlsruher Regierungspräsidium verlangt von der Betriebsleitung, das Nervengift Methylbromid von ihrem Gelände zu entfernen oder zumindest umgehend für eine sichere Lagerung zu sorgen. Wie ein Sprecher des Regierungspräsidiums gestern gegenüber der taz erklärte, habe sich bei einer Betriebsbesichtigung durch den zuständigen Regierungsdirektor Reinhold Feiler am Montag Nachmittag herausgestellt, „daß die Firma Methylbromid nicht so lagert, wie es die Sicherheitsbestimmungen erfordern.“ Es gehe nicht an, daß das hochgefährliche Gift wie bislang in Holzkisten verpackt in einer offenen Lagerhalle aufbewahrt werde. Da die Firma den Stoff zur Produktion nicht benötige, sei „unser Bestreben, daß er ganz wegkommt“. Als Erfolg ihrer Kritik werten es die Umweltschützer auch, daß Regierungsdirektor Feiler bei einer vom Bund für Umwelt und Naturschutz veranstalteten Diskussion am Montag abend zusicherte, die bislang streng geheimgehaltene Sicherheitsanalyse der Detia „demnächst öffentlich einzuführen“. Aus der auf derselben Veranstaltung bekanntgewordenen Tatsache, daß der Genehmigungsantrag für die Filternachrüstung der Firma erst seit 14 Tagen beim Regierungspräsidium vorliegt, schließen die Grünen, daß selbst für diese von der TA Luft geforderte Umweltschutzmaßnahme der Druck der öffentlichen Debatte über die Giftfirma ausschlaggebend war. Bei einem Brandanschlag auf das Rathaus in Laudenbach am Dienstag ist ein Sachschaden von cirka 200.000 DM entstanden. Während ein Sprecher der Firma Detia sofort Schuldzuweisungen in Richtung der Umweltschützer äußerte, erklärte die Kripo, ein Zusammenhang mit der Auseinandersetzung bei Detia liege zwar sehr nahe, man ermittle aber in alle Richtungen, da nicht auszuschließen sei, daß „Trittbrettfahrer“ die Gelegenheit „zum Begleichen alter Rechnungen“ ausgenutzt hätten. Die Grünen distanzierten sich in einer Erklärung von dem Anschlag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen