I N T E R V I E W Auch ohne Unterstützung der USA

■ Prof. Abdul Kadir Kariab ist Mitglied des 21köpfigen Rates der „Allianz der Mudjaheddin“ und gilt als möglicher Außenminister einer künftigen Regierung in Kabul

taz: Werden die Verhandlungen in Genf und ein eventuelles Abkommen den Krieg in Afghanistan beenden? Kariab: Kein Abkommen, an dem die Mudjaheddin nicht beteiligt sind, wird den Krieg beenden. Unter welchen Bedingungen werden Sie aufhören zu kämpfen? Es gibt zwei Ursachen für den Krieg, die beseitigt werden müssen: Das Marionettenregime in Kabul, installiert von der UdSSR, und die sowjetischen Besatzungstruppen im Lande. Gorbatschow hat den Truppenabzug ab 15.Mai angekündigt. Vertrauen Sie dieser Zusage? Damit wäre nur eine unserer Bedingungen erfüllt. Wir werden weiterkämpfen, bis das Marionettenregime beseitigt ist. Rechnen Sie damit, daß Pakistan ein Genfer Abkommen unterzeichnen wird, auch ohne Vereinbarung über eine neue Regierung in Kabul? Ich kann das nicht ausschließen, denn auf Pakistan lastet großer Druck von vielen Seiten. Was halten Sie von dem Vorschlag, für eine Übergangsregelung den früheren König zurück nach Kabul zu bringen? Völlig ausgeschlossen. Es gibt keinen Platz für ihn in der Allianz. Kürzlich haben wir den einstimmigen Beschluß gefaßt, daß der Führer der von uns bereits gebildeten Übergangsregierung aus der Allianz kommen muß. Der beste Weg zur Lösung der Krise in Afghanistan sind direkte Verhandlungen zwischen den Mudjaheddin und der Sowjetunion. Und ohne solche Verhandlungen? Dann werden sich die Mudjaheddin nicht verantwortlich fühlen für die Umsetzung irgendeines Abkommens. Nadjibullah hat den Mudjaheddin in einem Interview mit Sovjetskaja Kultura den Vizepräsidenten, Vizepremier und alle Vizeministerposten in einer Koalitionsregierung angeboten. Darüber kann die Allianz nur lachen. Er hat uns nichts anzubieten. Wir sind bereit, in unsere 28–köpfige Übergangsregierung sieben Moslems aufzunehmen, darunter auch Mitglieder des derzeitigen Regimes, aber keine Kommunisten. Falls Diego Cordovez eine afghanische Allparteienkonferenz einberuft: Wird die Allianz teilnehmen? Wenn die von uns gebildete Übergangsregierung und unsere Forderungen berücksichtigt werden, könnte sich die Allianz möglicherweise zur Teilnahme entschließen. Auch wenn Mitglieder der jetzigen Regierung Nadjibullah bzw. Mitglieder der „Demokratischen Volkspartei“ teilnähmen? Wir werden an keiner Konferenz zusammen mit der „Demokratischen Volkspartei“ oder afghanischen Kommunisten teilnehmen. Angenommen, die USA stellten ihre militärische Unterstützung völlig ein. Wie lange können Sie weiterkämpfen? Wir haben unseren Widerstand mit eigenen Kräften gestartet und dafür gesorgt, daß wir nicht abhängig werden von ausländischer Hilfe. Der Krieg und der Widerstand werden weitergehen. Das Interview führte Andreas Zumach RedakteurIn DIE taz–auslandsredaktion SUCHT EINEn Wir wünschen uns eineN Kollegen/in, der/die mit den Texten anderer umgehen kann, sowohl Auslands–, als auch Schreiberfahrung hat und einschlägige Sprachkenntnisse mitbringt. Wir bieten die Chance, die spannendste Tageszeitung der Republik mitzugestalten, taz–übliches Gehalt und sechs Wochen Jahresurlaub. Bewerberinnen werden bevorzugt eingestellt. F Ü R D E N B E R E I C H W E S T E U R O P A SCHRIFTLICHE BEWERBUNGEN MIT ARBEITSPROBEN UND WERDEGANG BITTE BIS ZUM 20. MÄRZ 1988 AN: THOMAS SCHMID, AUSLANDSREDAKTION, WATTSTRASSE 11–12, 1000 B E R L I N 65