„Peace Now“ will Frieden

■ 40.000 Israelis demonstrieren für die Nahost–Initiative der USA / Massenkündigung von palästinensischen Polizisten in den besetzten Gebieten

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Etwa 40.000 Menschen sind am Samstag in Tel Aviv einem Demonstrationsaufruf der israelischen Friedensbewegung „Peace Now“ gefolgt und haben Ministerpräsident Jitzhak Shamir aufgefordert, dem Nahost–Plan von US– Außenminister George Shultz zuzustimmen. Einen Tag vor der Abreise Shamirs nach Washington appellierten sie unter der Parole „Sag Ja zu Shultz“ an den Regierungschef, seine ablehnende Haltung aufzugeben. „Die Mehrheit Israels will Frieden und wird gewinnen“, erklärte Zali Reshef, einer der Führer von „Peace Now“, auf der anschließenden Kundgebung. „Shamir sagt, er würde seine Hand für eine Friedenslösung ausstrecken, aber in Wirklichkeit hält er in seiner Hand nur einen Knüppel. Es kann zwischen Besatzern und Besetzten, zwischen Siegern und Besiegten keinen Frieden geben. Frieden kann nur zwischen Gleichen geschlossen werden“, sagte Reshef, der in seinem Redebeitrag auch die PLO kritisierte, weil sie der Sache des Friedens schade. Die Kundgebung stand bereits unter den Vorzeichen des Wahlkampfes. Mehrere Redner riefen die Versammelten auf, ihre Stimme nicht dem Likud–Block von Shamir zu geben, sondern „für den Frieden“ zu stimmen. Doch nicht alle wollten sich vor den Karren der Arbeiterpartei von Außenminister Shimon Peres spannen lassen. Linke Gruppen verteilten während der Veranstaltung Flugblätter, in denen Israel und die USA kritisiert wurden, weil sie sich gegen eine Beteiligung der PLO an Friedensgesprä chen und die Gründung eines Palästinenserstaates an der Seite Israels ausgesprochen haben. Am Freitag trafen Vertreter israelischer Siedlergruppen mit Shamir zusammen und drängten ihn, die Kontrolle der besetzten Gebiete keinesfalls aufzugeben. In Kreisen israelischer Besatzungsbehörden macht sich unterdessen Besorgnis über eine Kündigungswelle palästinensischer Polizisten breit, die im Dienste der „Zivilverwaltung“ in der Westbank und dem Gaza–Streifen standen. 430 von den rund 1.000 Polizisten haben am Wochenende den Dienst quittiert. Sie folgten damit einem entsprechenden Aufruf der PLO. Am Wochenende fanden Dringlichkeitssitzungen der Besatzungsorgane statt, um die Kündigungswelle zu bremsen. Den palästinensischen Polizisten wurden erhebliche Lohnerhöhungen und Schutzmaßnahmen zugesichert, falls sie im Amt blieben. In Israel wird nun befürchtet, daß das Beispiel Schule machen und auch andere Gruppen der 18.000 palästinensischen Beschäftigten der „Zivilverwaltung“ zurücktreten könnten. Neuer Streit um PLO–Büro New York (afp) - Die Absicht der USA, die UNO–Beobachtermission der PLO zu schließen, hat am Wochenende heftige Kritik bei vielen Mitgliedsstaaten der Organisation ausgelöst. Die USA hatten der UNO am Freitag mitgeteilt, daß sie das PLO–Beobachtungsbüro bei den Vereinten Nationen bis zum 21. März schließen lassen wollen. In den USA ist die Entscheidung offenbar ebenfalls umstritten: US–Außenminister Shultz bezeichnete den Kongreß– Beschluß als einen der „dümmsten“, den dieses Gremium jemals gefaßt habe.