Tutu warnt Pretoria: „Ihr habt schon verloren!“

■ In Kapstadt 1.500 Menschen bei einem Protestgottesdienst gegen Regierung und Apartheid / Ersatz für eine verbotene Protestversammlung / Auch Menschenrechtskomitee CDD bereits wieder verboten

Aus Kapstadt Hans Brandt

„Die südafrikanische Regierung hat ihre eigene Todesurkunde unterzeichnet! Keine Regierung der Welt kann den lebenden Gott herausfordern und überleben!“ Mit diesen Worten forderte der Kirchenmann Allan Boesak am Sonntag die südafrikanische Regierung heraus. Der Präsident des reformierten Weltbundes und Schirmherr der praktisch verbotenen „Vereinigten Demokratischen Front“ (UDF) sprach in der Kapstädter St. Georgs Kathedrale bei einem Protestgottesdienst, zu dem außer ihm Erzbischof Desmond Tutu und andere führende Geistliche aufgerufen hatten. Der Gottesdienst an dem etwa 1.500 Menschen teilnahmen, ersetzte eine für Sonntag geplante Protestversammlung, die die südafrikanische Regierung am Vortag verboten hatte. Gleichzeitig war das erst letzte Woche von Tutu, Boesak und leitenden Vertretern von Kirchen und Menschenrechtsgruppen gegründete „Komitee zur Verteidigung der Demokratie“ (CDD), unter dessen Regie die Protestversammlung stattfinden sollte, verboten worden. „Ihr habt schon verloren,“ warnte Tutu die Regierung. „Ihr verteidigt etwas, das grundsätzlich ungerecht ist. Ihr werdet den Kürzeren ziehen!“ Auf den Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, der das CDD–Verbot mit der „Bedrohung der öffentlichen Sicherheit“ begründet hatte, antwortete Tutu: „Die grösste Bedrohung der öffentlichen Sicherheit ist diese Regierung selbst“. In der Straße vor der Kathedrale standen reihenweise die Autos der Sicherheitspolizei. Einfahrtsstraßen nach Kapstadt wurden von der Polizei abgesperrt, um Busse aus den Townships aufzuhalten. Das CDD–Verbot war am Samstag morgen in einem außerordentlichen Regierungsanzeiger veröffentlicht worden. Fortsetzung Seite 2 Kommentar Seite 4