Selbstabholer für Giftgas gefordert

■ „Bundesverband gegen Giftgas“ appelliert an Bundes– und US–Regierung / Anwohner von Giftgaslagern befürchten Langzeitschäden / Bundesregierung soll Fakten auf den Tisch legen

Pirmasens (taz) - Mit einem Appell an die Bundesregierung und die Regierung der Vereinigten Staaten hat der „Bundesverband gegen Giftgas“ eine neue Aktion für den sofortigen Abtransport der in der Bundesrepublik lagernden chemischen Waffen gestartet. „Die teilweise jahrzehntealten C– Waffen befinden sich im Zustand der Zersetzung und Verrotttung,“ heißt es. „Die davon ausgehende tödliche Gefahr für die Zivilbevölkerung“ übertreffe jedes menschliche Vorstellungsvermögen. Noch nie sei die Bevölkerung eines ganzen Landes „derartig durch chemische Massenvernichtungsmittel bedroht“ gewesen. Man verlange deshalb, daß diese „tödliche Bedrohung“ sofort „aus unserem Land entfernt“ werde. Der Abtransport der hochgefährlichen Substanzen müsse mit allergrößter Vorsicht und allen nur denkbaren Sicherheitsvorkehrungen unternommen werden, fordern die UnterzeichnerInnen. Das „Tötungspotential“ der in der Bundesrepublik gelagerten C– Waffen entspreche dem von einigen tausend Hiroshima–Bomben und übertreffe die in Auschwitz verwendete Giftgasmenge um ein „Vielmillionenfaches“, schreiben die Unterzeichner des Appells, unter ihnen Ärzte, Pfarrer, Bundestagsabgeordnete der Grünen und Bürger aus Pirmasens und Umgebung. Im Raum Pirmasens befindet sich das größte Giftgaslager in der BRD. In dieser Region nehme auch die Zahl der Erkrankungen der Atmungsorgane, der Haut und des Kreislaufs „in erschreckendem Maße zu“, heißt es in dem Appell. Die Vermutung liege nahe, daß zwischen den aus dem Giftgaslager entweichenden Schadstoffen in Verbindung mit anderen Substanzen in der Luft „unkalkulierbare Langzeitschäden hervorgerufen“ würden. Die Ursachenforschung dazu werde jedoch von den Behörden „behindert bzw. vorliegende Ergebnisse geheimgehalten“. Als Sofortmaßnahme soll die Bundesregierung die Lagerorte und Transporte und die Zusammensetzung der chemischen Kampfstoffe in der BRD bekanntgeben. Felix Kurz Den Wortlaut des Appells kann man beim Bundesverband gegen Giftgas e.V., c/o Waldemar Stadtherr, Postfach 2704, 6780 Pirmasens, bestellen.