I N T E R V I E W „Die Parteiführung hat immer recht“

■ Gespräch mit Volker Einhorn, ehemals führendes Mitglied der Partei

17 Jahre war der Erlanger „Genosse“ Mitglied in der DKP: Dann schloß ihn die Zentrale Schiedskommission wegen „parteischädigenden Verhaltens“ aus. Bis Mitte letzten Jahres gehörte Einhorn als Mitarbeiter dem Parteivorstand an und war der Instrukteur für die „Genossen“ in Nord– und Südbayern. taz:Warum seid ihr rausgeflogen? Einhorn:In der DKP hat, angestoßen durch die Prozesse in Moskau, eine Diskussion über die zukünftige Entwicklungsrichtung begonnen. Und starke Kräfte im Parteivorstand wollten die Debatte gleich am Anfang administrativ beenden. Was für eine Debatte? Ob die Parteibasis realen Einfluß auf die innerparteilichen Entscheidungen hat und ob die DKP politikfähig wird. Welche Chancen gibst du einer Veränderung in der Partei? Ich bin skeptisch, ob sich die Politik ändern wird. Dazu bräuchte es neue Personen und demokratische Strukturen. Ist die Parteiführung gegen Andersdenkende in letzter Zeit rigider geworden? Ja und Nein. Einerseits haben die parteiinterne Diskussionen zugenommen und gleichzeitig wurden erste Querdenker herausgedrängt. Aber diese Spielregeln kanntest du doch schon. Aber erst wenn es Konflikte gibt, siehst du klar. Wir mußten einfach feststellen, daß die Parteiführung immer das letzte Wort hat. Wie haben sich deine Mitgenossen verhalten? Einige haben sich ausdrücklich solidarisiert, etliche sind jetzt von sich aus aus der DKP ausgetreten. Viele andere aber haben uns vom Zeitpunkt des Bekanntwerdens unseres Verfahrens geschnitten und den Kontakt gebrochen. Bist du dem Parteistatut zufolge gerecht behandelt worden? Nein, die Gründe waren viel zu dürftig für ein Verfahren. Damit hätte die Hälfte der Partei ausgeschlossen werden müssen. Mit wurde Bruch eines Beschlusses vorgeworfen, den es gar nicht gab und ein Beschluß meiner Gruppe angelastet, der erst nach Verfahrenseröffnung gefaßt wurde: der Beschluß gegen meinen drohenden Ausschluß. Du warst Mitarbeiter im Parteivorstand. Sind andere führende Mitglieder entlassen worden? Ja. Ist das parteiweit bekannt? Kaum. Gab es keine Versuche, euch zu „bekehren“? Doch. Sie nannten es Diskussion und forderten, wir müßten uns die Positionen der Parteiführung aneignen. In euren Papieren sprecht ihr auch von „Frauendiskriminierung“. Ja. Die Genossin, die mit uns ausgeschlossen wurde, wurde als „verführt“ bezeichnet. Indirekt wurde ihr unterstellt, sie sei politisch unbedarfter und nur uns Männern gefolgt. Ist die DKP am Ende? Diese Partei wird es immer geben. Selbst wenn am Ende 15 Menschen übrigbleiben, werden die sich DKP nennen. Interview: Jürgen Gottschlich