Afghanistan–Poker geht in Genf weiter

■ Moskau rückt jetzt auch offiziell von der Frist 15.März ab / Einigung erst nach dem Treffen von Shultz und Schewardnadse

Aus Genf Andreas Zumach

Die seit 2.März laufenden Genfer Afghanistan–Verhandlungen werden auf unbestimmte Zeit weitergeführt. Dies verkündete gestern der Vermittler und stellvertretende UNO–Generalsekretär Diega Cordovez. Meldungen dreier pakistanischer Zeitungen vom gleichen Tag, wonach die Regierung in Islamabad zu einer vorläufigen Paraphierung des Abkommens bereit sei, um dann bis zur endgültigen Unterzeichnung die noch verbliebenen Probleme zu hören, wurden von Delegationschef Noovani nicht bestätigt. Moskaus Staatschef Gorbatschow hatte am 8.Februar erklärt, daß der sowjetische Truppenabzug am 15.Mai beginnen könne, vorausgesetzt, daß bis zum 15.März ein Abkommen unterschrieben ist. Der stellvertretende Außenminister Wadim Loginow, der mit Gorbatschow in Belgrad weilt, erklärte inzwischen, daß der 15.März „nicht als definitive Fristsetzung“ zu verstehen sei. Wichtig sei das Datum 15.Mai. Auf die Frage, ob es über Ostern (1.–4.April) eine Verhandlungspause gebe, antwortete Cordovez lediglich, daß dieses Fest der Christen in Afghanistan und Pakistan nicht von Interesse sei. Meldungen, wonach eine Delegation der Mudjahedin unter ihrem neuen Sprecher Hekmatyar in Genf erwartet werde, bezeichnete Cordovez gegenüber der taz als „Phantom“. Dies habe ihm Pakistans Staatschef General Zia in einem Telefongespräch am Montag abend versichert. In einem Interview mit der afghanischen Nachrichtenagentur Bakhtiar bekundete Kabuls Regierungschef Nadjibullah die Bereitschaft, „zu jeder Zeit und an jedem Ort, auch im Ausland, Gespräche über eine Koalitionsregierung zu beginnen“, lehnte jedoch erneut die Bildung einer Übergangsregierung vor dem Abzug der sowjetischen Truppen ab. In Genf wird nicht ausgeschlossen, daß eine endgültige Einigung nicht vor dem Treffen der Außenminister Shultz und Schewardnadse am 22.März in Washington zustande kommen wird. Zum selben Zeitpunkt treffen sich die Außenminister der islamischen Staaten in Oman.