Resonanzlos

■ Die afrikanische Presse zum Weizsäcker–Besuch

Wenn Weizsäcker aus dem engen Rahmen gefallen wäre, auf den sich Bonns Afrikapolitik bislang beschränkt, dann hätte man es doch wohl am ehesten in Afrika bemerkt. Das aber ist nicht der Fall: In Nigeria, dessen virulente Presse gewöhnlich kein Blatt vor den Mund nimmt, kritisiert man nach wie vor am Weizsäcker–Besuch die zaghafte deutsche Haltung gegenüber Südafrika, auch wenn die Persönlichkeit des deutschen Staatsoberhauptes für sich ein gutes Maß an Achtung gewinnen konnte. Und anderswo in Afrika ist das Presse–Echo ohnehin nur national: Der auf dem Kontinent tourende Bundespräsident bleibt unerwähnt und die bundesdeutsche Afrikapolitik unbekannt - abzüglich der Hilfsgelder und Wirtschaftsinteressen verdient sie wohl auch nichts anderes. Ob es uns gefällt oder nicht, wir werden unsere gewichtigen Afrikahader wohl noch lange Zeit zu Hause austragen müssen - anderenorts nützt das offenbar wenig. Jedenfalls solange nicht, wie das löbliche Beispiel der bundesdeutschen Botschaft in Bamako noch keine Nachfolger findet: Um dem Weizsäcker–Besuch in der malischen Hauptstadt das rechte Medienbild zu garantieren, ist man dem Chefredakteur der Zeitung LEssor rechtzeitig zu Leibe gerückt. Mit Erfolg: Am Tage der Ankunft erschien die Landeszeitung mit einem schwarz– rot–golden umrahmten Photo von Weizsäcker und die Sondernummmer war von A bis Z von deutschen Diplomaten geschrieben. Wann endlich führen die Gralshüter der Pressefreiheit solch sorglose Berichterstattung auch in der Heimat ein? Oder gibt es „Schreibhilfe“ nur für Schwarze? Knut Pedersen