Heimlicher Völkermord

■ Saddam Husseins Vernichtungskrieg gegen die Kurden

Tankerkrieg, Städtekrieg, Stellungskrieg. Das seit sieben Jahren andauernde Gemetzel zwischen Iran und Irak hat viele Namen, doch über eines spricht man nicht: den Krieg gegen die Kurden, den beide Regimes jeweils gegen die kurdische Minderheit im eigenen Land führen. Dabei kommt der Terror, den vor allem Saddam Husseins Truppen gegen die Kurden im Nordirak ausüben, einem heimlichen Völkermord gleich. Zwar haben sich die beiden größten kurdischen Befreiungsbewegungen im Irak, die PUK und die Demokratische Partei, mit Bagdads Kriegsgegner aus Teheran verbündet - doch das dient allenfalls als Vorwand, um die kurdische Zivilbevölkerung um so brutaler zu bekriegen. Seit Jahren versucht Bagdad, mehrmals auch mit Unterstützung der türkischen Armee, den kurdischen Norden des Landes durch Deportationen, Massenverhaftungen und Terroraktionen bis hin zum Einsatz von Giftgas zu „befrieden“. Das jetzige Flächenbombardement einer Stadt innerhalb der eigenen Landesgrenzen stellt nur den traurigen Höhepunkt im Vernichtungskrieg gegen die Kurden dar, den Bagdad im Schatten des großen Krieges führt. Beschämend ist, daß das Kalkül Saddam Husseins, die Weltöffentlichkeit werde von dem Nebenkriegsschauplatz im Kurdengebiet kaum Kenntnis nehmen, bislang tatsächlich aufgegangen ist. Jürgen Gottschlich