Gemeinsam für Agrarpolitik–Reform

■ „Europäische Aktionskonferenz Landwirtschaft und Natur“ tagte am Wochenende in Osnabrück / NaturschützerInnen und Bauern erstmals an einem Tisch / Kritik an Landwirtschaftspolitik der EG

Aus Osnabrück Anja Herholz

„Ich bin bei uns zuständig für Katastrophen. So bin ich irgendwann zur EG–Landwirtschaft gekommen“, leitete Klaus Lange, Redakteur der Zeitschrift „Natur“ die Podiumsdiskussion ein, letzte Veranstaltung der „Aktionskonferenz Landwirtschaft und Natur“. Organisiert vom „Deutschen Bund für Vogelschutz“ hatten sich auf der Osnabrücker Konferenz am Wochenende erstmals dreizehn Organisationen, LandwirtInnen und NaturschützerInnen zusammengefunden. Darunter das „Europäische Umweltbüro (EEB), der BUND und die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (ABL). Nach zwei Tagen Diskussion wurde am Samstag ein gemeinsames „Aktionsprogramm“ vorgelegt. Darin fordert die „Aktionskonferenz“ eine umfassende Neugestaltung der Agrarpolitik auf nationaler und europäischer Ebene. Ziel müsse eine umwelt– und sozialverträgliche landwirtschaftliche Produktion sein, die besonders die kleinen und mittleren Familienbetriebe stärke. Die EG–Landwirtschaftspolitik habe Bauern, Tier–, Natur– und Umweltschützer in eine gemeinsame Misere gebracht und ein Unternehmer–Bauerntum gefördert, das sich unter dem Zwang „Wachsen oder Wei chen“ immer mehr auf Massentierhaltungen und Monokulturen konzentriert habe, heißt es in dem Papier. Dies aber sei das Aus für viele kleinbäuerliche Betriebe, schade der Natur in erheblichem Maße, und nicht zuletzt auch den VerbraucherInnen. Die VeranstalterInnen forderten, chemische Dünge– und Unkrautvertilgungsmittel zu besteuern, um deren Anwendung finanziell uninteressant zu machen. Die Bio–und Gentechnologie lehnte die Konferenz grundsätzlich ab. Eine Lösung der Überschußprobleme liege in einer gleichmäßigen Extensivierung der Landwirtschaft, z.B. durch die Förderung des Bio– Landbaus. Und schließlich plündere der immense Energie– und Rohstoffbedarf der europäischen Nahrungsmittelproduktion wertvolle und unersetzliche Ressourcen in der „Dritten Welt“ aus. Zwar trafen sich in der randvollen Osnabrücker Stadthalle erstmals BäuerInnen und NaturschützerInnen zu gemeinsamen Überlegungen, doch war man unter sich. Kontroversen gab es nicht. Vertreter der offiziellen Landwirtschafts–Politik waren genausowenig erschienen wie der traditionelle „Deutsche Bauernverband“ (DBV). Das soll sich in eventuellen Folgekonferenzen ändern. Die Veranstalter wollen als „sensationeller Zusammen schluß so vieler unterschiedlicher Organisationen“ von Bund und EG als Gesprächspartner ernst genommen werden. Einer der Redner sagte: „Beim nächsten Mal werden die, die heute ausgeblieben sind, Schlange stehen, um teilnehmen zu dürfen.