Vor Aktionstagen in den besetzten Gebieten

■ Die Führung des Aufstands in den besetzten Gebieten meldet sich mit ihrem 11. Kommunique zu Wort / Israelischen Wirtschafts– sanktionen soll mit Selbstversorgung die Spitze genommen werden / Palästinensische Verwaltungsangestellte zur Kündigung aufgefordert

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Einen Tag nach der Erschießung eines israelischen Soldaten in Bethlehem hat sich die palästinensische „Vereinigte Nationale Führung des Aufstands“ am Montag mit ihrem Kommunique Nr.11 zu Wort gemeldet. Die Leitlinien für nächste Woche enthalten nichts, was die Vorwürfe der israelischen Rechten, die Palästinenser würden nun zu terroristischen Methoden greifen, rechtfertigen würde. Wie auch in früheren Erklärungen werden hier Steine, Molotow– Cocktails und Eisenstangen als Mittel des Kampfes gegen die Besatzung genannt. Von Schußwaffen ist nicht die Rede. Die Richtlinien appellieren an die Disziplin der Bevölkerung nach den Massenrücktritten palästinensischer Polizisten: „Jeder einzelne von uns muß für die eigene Sicherheit verantwortlich sein. Jeder muß zu hause und in der Öffentlichkeit sein eigener Wächter sein und Versuche zurückweisen, Anarchie zu stiften und unsere Leute zu zermürben.“ Für die nächste Woche sind ver schiedene Protestaktionen geplant. Am Donnerstag sollen Schüler und Lehrer demonstrativ in die Schulen zurückkehren, die als „Unruhezentren“ geschlossen worden waren. Für Samstag wird zu einem „Kampftag“ gegen die von Israel ernannten Ortsräte aufgerufen, die bislang nicht zurückgetreten sind. Für kommenden Montag und Mittwoch, den palästinensischen „Tag des Bodens“, sind weitere Generalstreiks angekündigt. Das neue Flugblatt geht auch auf die israelischen Wirtschafts sanktionen gegen die besetzten Gebiete ein. Die Bevölkerung wird aufgerufen, sich selbst zu versorgen, um ökonomisch unabhängig von der Besatzungsmacht zu werden. Jeder soll sein eigenes Gemüse anbauen und konservieren und Kleinvieh wie Hasen und Hühner züchten. Gleichzeitig wird erneut zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen. Um der zunehmenden Arbeitslosigkeit unter den Palästinensern etwas entgegenzusetzen, forderte die Führung des Aufstands die Geschäftsinhaber und Werkstättenbesitzer auf, Palästinenser einzustellen, die nicht länger ihren Jobs in Israel oder die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten nachgehen. Schließlich wurden palästinensische Abteilungsleiter der israelischen Verwaltung im Gaza–Streifen aufgefordert, ihre Ämter niederzulegen. Ein gleichlautender Appell richtete sich an sämtliche palästinensische Angestellte der Abteilung für die Verwaltung des Eigentums Abwesender, das seit 1967 zum großen Teil konfisziert worden ist.