Positive Töne zwischen Sandinisten und Contra

■ Heute gehen die Verhandlungen zwischen nicaraguanischer Regierung und der antisandinistischen Contra in Sapoa zu Ende / Nach sieben Jahren Krieg zeichnet sich ein Lichtstreif für eine Verhandlungslösung ab / Zur gleichen Zeit Dialog mit Oppositionsparteien in Managua

Aus Sapoa E.v. Hase–Mihalik

Im Grenzgebiet zwischen Nicaragua und Honduras herrscht seit Montag eine Feuerpause. Darauf einigten sich am ersten Verhandlungstag die nicaraguanische Regierung und die antisandinistische Contra in dem kleinen Ort Sapoa nahe der Grenze zu Costa Rica. Die Waffen sollen für die Dauer der Gespräche, die bis heute beendet werden, schweigen. Die Contra–Führer Adolfo Calero, Ex–Coca–Cola Manager und Alfredo Cesar, Ex–Präsident der nicaraguanischen Nationalbank, werteten die Gespräche „sehr positiv“. Calero betonte: „Wichtigstes Ergebnis scheint mir im Moment die Tatsache zu sein, daß keine der beiden Seiten einen militärischen Sieg über die andere sucht, sondern alle Beteiligten ernsthaft an einer Friedenslösung in Nicaragua interessiert sind“. Tags zuvor klang die Haltung des Rebellenchefs Calero noch ganz anders: Er äußerte sich sehr skeptisch über einen Waffenstillstand, „denn die Sandinisten wollen, daß wir uns ergeben“. Auch Verteidigungsminister Humberto Ortega, Leiter der sandinistischen Delegation, schlug überraschend positive Töne an: „Für uns war am entscheidensten, mit dem Gegner offen zu verhandeln. Die sandinistische Regierung bot einen Vorschlag für einen „sofortigen und definitiven“ Waffenstillstand an. Die Contra ihrerseits stellte ein Abkommen vor, in dem sie für 30 Tage in einen Waffenstillstand eintreten würde, wenn die Regierung eine Generalamnestie erließe. Über diese beiden Vorschläge werden die Delegationen in den weiteren Verhandlungstagen diskutieren. Gemeinsam mit dem SPD–Politiker Hans– Jürgen Wischnewski nimmt der US–Anwalt Paul Reichler als Berater der Sandinisten an den dreitägigen Verhandlungen teil. Als „Zeuge“ ist auch der ehemalige Vermittler, Erzbischof Obando y Bravo, in Sapoa dabei. Die Contra ginge nach eigenen Worten keineswegs geschwächt in die Verhandlungen. Die jüngste Großoffensive der Regierungstruppen im Norden Nicaraguas habe das Ziel nicht erreicht, die Rebellen militärisch zu vernichten, sagten Calero und der militärische Vertreter der Contra. Die Contra sei auch nach den Kämpfen der letzten Woche in der Lage, den Krieg fortzuführen. Die Offensive habe sich im Gegenteil zu einer politischen Niederlage für die sandinistische Regierung verkehrt, da sie es wahrscheinlicher gemacht habe, daß der US–Kongreß in der nächsteb Woche ein neues Hilfspaket für die Rebellen beschließe. Calderon räumte allerdings ein, daß die Aufständischen seither schwere Nachschubprobleme haben. Das 2000–Seelen–Dorf Sapoa, nur fünf Kilometer von der costaricanischen Grenze entfernt, bekam vom Ansturm der etwa 500 in– und ausländischen Journalisten nicht viel mit. Direkt in der Grenzstation, an der freien Luft unter dem Schutzdach der Zollbehörde untergebracht, durften die Be richterstatter den „Sicherheitsbereich“ nicht mehr verlassen. In Managua fand am Montag gleichzeitig der „nationale Dialog“ zwischen den Oppositionsparteien und der sandinistischen Regierung statt, der seit Dezember letzten Jahres abgebrochen war. Präsident Daniel Ortega persönlich traf sich mit den Abgeordneten von neun Oppositionsparteien - sechs zogen es vor nicht zu erscheinen. Verabschiedet wurde ein Dokument, in dem „gemeinsame Standpunkte“ definiert werden, u.a. der Verzicht auf Gewalttätigkeit gegenüber Mitgliedern anderer Parteien, keine verletzenden oder herabsetzenden Angriffe in den Medien gegen die anderen Parteien. Den Parteien Nicaraguas soll die Diskussion um politische Veränderungen im Lande vorbehalten bleiben.