Le pere, cest moi

■ Mitterrand als Kandidat für seine Nachfolge

De Gaulle war 1965 zu wenig Wahlkämpfer, Giscard DEstaing 1981 zu sehr. Mitterrand nimmt heute den Mittelweg: Er ist Kandidat, doch nicht zu früh - für den Wahlkampf bleiben sechs Wochen. Der Mittelweg führt Mitterrand noch weiter in die politische Mitte. Zwei Jahre „cohabitation“, zwei Jahre Machtteilung zwischen links und rechts haben die politischen Gegensätze in Frankreich zugekleistert. Der Nation fehlen heute Diskussion und Konfrontation. Statt dessen sucht sie krisengebeutelt und modernisierungssüchtig nach der Harmonie im Staat, die von allen Sorgen befreit. Für diese Harmonie tritt Mitterrand an. Er baut seinen Wahlkampf auf den Illusionen der Franzosen auf, er verspricht Frieden, auch sozialen Frieden, weiter nichts und einfach so. Das kann sich nur die Vaterfigur mit Autorität leisten, und als solcher präsentiert sich Mitterrand der Nation. Die Intellektuellen verherrlichen ihn, seine Popularität verschleiert die politischen Grenzen: Ist Frankreich vor dem Vater noch mündig? Georg Blume