Botha griff ein

■ Südafrikas Regierungschef setzte Mordprozeß gegen Militärs aus / Neue Chance für „Sharpeville Sechs“?

Johannesburg (taz) - Apartheid–Chef Botha hat im Widerspruch zu seiner Aussage im Falle der zum Tode verurteilten „Sharpeville Sechs“, er wolle und könne nicht in die Unabhängigkeit der südafrikanischen Justiz eingreifen, ein Gerichtsverfahren gegen sechs südafrikanische Soldaten ausgesetzt. Die Militärs waren in Namibia des Mordes an einem schwarzen Oppositionsführer angeklagt. Botha berief sich auf eine Klausel des Verteidigungsgesetzes, nach der Gerichtsverfahren gegen Angehörige der Streitkräfte eingestellt werden können, wenn die Soldaten „in gutem Glauben zur Bekämpfung von Terrorismus gehandelt haben.“ Die sechs Soldaten - zwei weiße Oberste, ein weißer Oberstleutnant, ein weißer Leutnant und zwei schwarze Unteroffiziere - waren für den Mord von Immanuel Shifidi, einem führenden Mitglied der südwestafrikanischen Volksorganisation (SWAPO) verantwortlich gemacht worden. Shifidi war bei Unruhen nach einer politischen Versammlung in Windhuk 1985 getötet worden. Untersuchungen hatten ergeben, daß eigens zu der Versammlung schwarze Soldaten in Zivil aus dem Norden Namibias nach Windhuk transportiert worden waren. Die Soldaten hatten die Auseinandersetzungen nach der Versammlung verursacht. Die angeklagten Offiziere sollen die Befehle für den Transport der Soldaten nach Windhuk gegeben haben. Hans Brandt