Ran an die Mäuse

■ Den Grünen ging die Politik stiften

Die Grünen haben in der Stiftungsfrage einen Kompromiß gefunden, mit dem alle beteiligten Seiten leben können. Die Verabschiedung dieses Modells wird auf den Gefühlshaushalt der Mitglieder der Grünen stabilisierend wirken. Zweifellos hätte es schlechtere, weil noch parteinähere Lösungen geben können. Doch die Debatte, die zu dieser Entscheidung führte, war beklemmend unpolitisch. Im Vordergrund stand das unverhüllte Motiv, sich die Staatsknete nun auf keinen Fall mehr länger entgehen zu lassen; da ging es um Prozente und Proporze, scheinheilig bemäntelt mit ständig wiederholten Floskeln von Autonomie, Freiheit, Basis und anderen schönen Dingen. Die Vorläufer–Versammlung in Oldenburg hatte Züge von Intellektuellenhaß, Frauenfeindlichkeit und Ignoranz gegenüber den Bewegungen - immerhin noch Ausdruck von realexistierenden geistigen Strömungen bei den Grünen. Welcher gesellschaftliche Entwurf mit all den Staatsgeldern eigentlich verfolgt wird, war in Ludwigshafen kein Thema mehr. Es war die Stunde der Kaufleute, auch wenn sie sich als Utopien– Händler gebärdeten. Selbst die Frage, was die moralischen Ankläger des Altparteien–Stiftungs–Filzes nun selber anders machen wollen, fand weniger Beachtung als der Erhalt des Grüngürtels XY. Auf einem Transparent über dem Podium stand „Auf–Ruhr“ - passender war der Name des Versammlungsorts: Friedrich– Ebert–Halle. Charlotte Wiedemann