Institution Militär

■ Der US–Druck auf Panama mobilisiert Nationalstolz

Was Panamas bürgerliche Opposition mit der Mobilisierung der Straße, mit Demonstrationen und Streiks in neun Monaten nicht geschafft hat, erreichte die Reagan–Administration in drei Wochen: Mit dem Griff zum Geldhahn hat sie in Panama, wo der Dollar Landeswährung ist, eine Liquiditätskrise ausgelöst. Die Position von Armeechef Noriega, dem eigentlichen Machthaber des Landes, ist zum erstenmal ernsthaft erschüttert. Seine Tage scheinen gezählt. Doch die Ablösung Noriegas erfordert die Zustimmung der stärksten politischen Kraft im Land: der Armee. Seit der populäre General Torrijos vor 20 Jahren auf den Wogen antiimperialistischer Massenproteste ein Regime korrupter Politiker von der Macht geputscht hatte, begriffen sich Panamas Militärs immer auch als politische Kraft, mitunter als Protagonisten einer nationalen Revolution. Der mißlungene Putsch vom 16. März machte zwar klar, daß Noriega in den Streitkräften nicht nur Freunde hat. Doch würde sein Sturz von den Streitkräften als Niederlage der Institution empfunden. Die Unverfrorenheit, mit der die US–Administration Panamas Regierung vor der Weltöffentlichkeit in die Knie zwingen will und die nur noch durch die Heuchelei übertroffen wird, mit der sie einen General absägen will, den sie jahrelang als „unseren Mann am Kanal“ gepriesen hat, mißachtet nicht nur den nationalen Stolz und die Würde vieler Panamaer, sondern auch dieses Selbstverständnis ihrer Armee. Vielleicht Noriegas letzte Chance. Thomas Schmid