I N T E R V I E W „Wir wollen keine Provokationen“

■ Der anglikanische Pastor Schehade Schehade ist Vorsitzender des „Komitees zur Verteidigung arabischer Böden in Israel“ und einer der Organisatoren für den „Tag des Bodens“

taz: Am „Tag des Bodens“ gab es in den vergangenen zwölf Jahren keine Proteststreiks. Warum diesmal? Schehade: Wir werden für Frieden und Gleichberechtigung streiken, um unserer Forderung - ein Ende der israelischen Besatzung - Nachdruck zu verleihen. Wir fordern einen eigenen Staat, der in friedlicher Koexistenz mit Israel leben soll. Dafür brauchen wir eine internationale Konferenz mit allen Beteiligten, an der auch die PLO und die fünf ständigen Mitglieder des UNO–Sicherheitsrates teilnehmen. Israels Behörden beschuldigen die Führer der arabisch–israelischen Bevölkerung, sie wollten den Volksaufstand aus den besetzten Gebieten nach Israel hineintragen. Das ist eine Verleumdung - eine Provokation, um die Atmosphäre am „Tag des Bodens“ anzuheizen. Die Behörden haben sogar gedroht, die arabische Bevölkerung Israels wieder einer Militärregierung zu unterstellen, wenn wir unsere Solidarität mit den Arabern in den besetzten Gebieten äußern. Auch die „Politik der eisernen Faust“ mit Konzentrationslagern wie dort hat man uns schon angedroht. Minister Ariel Scharon spricht davon, daß auch wir im Kriegsfall ausgewiesen werden sollen. Was für ein Umgang mit einer nationalen Minderheit ist das! Unser Kampf für Gleichberechtigung in Israel zeigt ja, daß wir uns als Bürger dieses Staates betrachten. Auch wenn wir gleichzeitig „Zwei Staaten für zwei Völker“ fordern, um den Frieden wiederherzustellen. In Israel ist viel davon die Rede, daß es am „Tag des Bodens“ „Unruhen und Gewalt“ geben soll. Stimmt das? Wir haben die Polizei gebeten, sich nicht einzumischen. Unsere eigenen Leute werden dafür sorgen, daß dieser „Tag des Friedens und der Gleichberechtigung“ mit den vorgesehenen vier Demonstrationen friedlich verläuft - sofern es keine Provokationen gibt. Das angekündigte Polizeiaufgebot von 4.000 Mann trägt aber nicht gerade zur Beruhigung bei. Außerdem haben wir die jüdische Bevölkerung eingeladen, an den Aktionen teilzunehmen. Eine starke jüdische Beteiligung wäre nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sondern würde auch helfen, mögliche Provokationen von Rechtsextremisten zu verhindern. Interview: Amos Wollin