Paris: ANC–Frau ermordet

■ Die 45jährige Dulcie September wurde mit Schüssen ins Gesicht getötet / Die Anti–Apartheid–Organisation beschuldigt den südafrikanischen Geheimdienst

Paris (afp/taz) - Die Vertreterin des „Afrikanischen Nationalkongresses“ (ANC) für Frankreich, die Schweiz und Luxemburg ist am Dienstagmorgen in Paris ermordet worden. Die 45jährige wurde von Unbekannten in ihrem Büro erschossen. Der ANC–Vertreter in Bonn, Toni Seedat, verdächtigte gegenüber der taz den südafrikanischen Geheimdienst. Pretorias Verteidigungsminister Malan habe bereits vor Wochen Angriffe auf ANC–Leute auch im Ausland angekündigt. Dulcie September leitete seit 1984 die Pariser Vertretung der in Südafrika verbotenen Anti– Apartheidsorganisation und hatte schon mehrmals Morddrohungen erhalten. Sie war nach einer Verurteilung zu innerer Verbannung 1963 aus ihrer Heimat geflüchtet. Danach führte sie das ANC–Büro in der sambischen Hauptstadt Lusaka. Frau September wurde am Morgen durch zwei Schüsse ins Gesicht getötet, als sie die Tür zu ihrem Büro aufschloß. Die Post vom Morgen hielt sie noch in der Hand. Ein Augenzeuge fand die Leiche und verständigte die Polizei. Am Tatort wurden mehrere Hülsen von Gewehrpatronen gefunden. Die Mörder kannten offenbar genau den Tagesablauf der ANC–Führerin. Die Polizei bezeichnete den Anschlag als das Werk von Berufsmördern. Wie der ANC–Schatzmeister Maurice Cukierman gegenüber afp erklärte, hatte Frau September das französische Innenministerium von den Morddrohungen unterrichtet. Außerdem sei sie in den letzten Tagen beschattet worden. Cukierman zufolge hatte der ANC die französischen Behörden vor möglichen Anschlägen auf Gegner der südafrikanischen Regierung gewarnt. Doch das Ministerium habe sich darauf beschränkt, Frau September wegen der Beteiligung an mehreren Demonstrationen vor der südafrikanischen Botschaft Vorhaltungen zu machen, sagte Cukierman. Apartheid–Gegner riefen für gestern abend zu einer Protestdemonstration vor der Pariser Botschaft Pretorias auf. Interview auf Seite 6