Dementis um Dioxin–Importe

■ Stadtverwaltung von Montchanin fordert Untersuchung des nach Frankreich importierten Dioxinstaubs Hauptverdacht gegen deutsches Giftmüllunternehmen / Firmenchef Seifermann weist Vorwürfe von sich

Berlin (taz/afp) - Die Stadtverwaltung der französischen Stadt Montchanin in Burgund hat eine offizielle Untersuchung möglicher illegaler Dioxinstaub–Exporte aus der Bundesrepublik nach Montchanin gefordert. Damit reagiert die Stadt auf Vorwürfe der Umweltschutzgruppe „Bourgogne Ecologie“ (s. taz vom 29.3.). Die Präfektur in Macon betonte, die Deponie in Montchanin habe keine Genehmigung zur Lagerung dioxinhaltiger Stoffe. Die verantwortliche Entsorgungsgesellschaft dementierte jegliche Dioxin–Einlagerung. Auf deutscher Seite richtet sich der Hauptverdacht weiter gegen die im baden–württembergischen Rheinau ansässige Firma Seifermann. Firmenchef Seifermann nannte die Vorwürfe „völlig aus der Luft gegriffen“. Das Giftmüllunternehmen - Eigenwerbung: „zuverlässiger Spezialist für Sondermüll“ - schlägt jährlich zwischen 30.000 und 45.000 Tonnen Giftmüll um. Seit Jahren beobachtet eine „Interessengemeinschaft Freistett (IG)“, in der sich Anlieger der Firma zusammengeschlossen haben, Seifermanns Geschäfte. Hans Schütz, ein Sprecher der Interessengemeinschaft, hält es für ausgeschlossen, daß das Unternehmen mit den täglich 100 Tonnen angelieferten Sondermüll angemessen umgeht. Der Müll werde in einem Becken mit Sägemehl vermischt bis er „stichfest“ sei, auf offene, nur mit Planen abgedeckte Lastwagen verladen und dann so schnell wie möglich nach Frankreich transportiert. Ausreichende Inhaltskontrollen finden nach der Überzeugung von Schütz weder bei Seifermann noch unterwegs oder in Montchanin statt. „Da wird Giftiges und Ungiftiges einfach vermischt“. Im Februar begleiteten Mit glieder der Interessengemeinschaft die Müll–LKWs, die stets französische Kennzeichen tragen, von Rheinau über 430 Kilometer bis nach Montchanin. In Montchanin wird der Müll nach den Beobachtungen der Interessengemeinschaft lediglich gewogen und dann in einen ehemaligen Teich, der heute als Giftmülldeponie dient, abgekippt. „Nach einer Viertelstunde kommt der Lastwagen wieder raus“, erklärt Hans Schütz. Die französische Gruppe „Bourgogne Ecologie“ hatte hatte 1984 bereits Dioxinstaub–Lagerungen der „Hessischen Industriemüll (HIM)“ in der Deponie von Montchanin aufgedeckt. Der Verdacht, daß Seifermann die Transporte nach Frankreich heute zum Teil im Auftrag der HIM durchführt, wurde von beiden Unternehmen zurückgewiesen. gero