Lafontaine mit IG–Metall auf Linie

■ Der saarländische Ministerpräsident interpretiert die Kritik der Gewerkschaft an seinen Thesen zur Arbeitszeitverkürzung als Bestätigung / Warnung vor Wählerverlust bei Arbeitnehmern

Berlin (taz/ap) - In der Diskussion um Arbeitszeitverkürzung und Lohnausgleich sieht sich der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine mit der Industriegewerkschaft Metall (IGM) „wieder in wesentlichen Punkten auf einer Linie“. In einem Interview im Norddeutschen Rundfunk bezog er sich dabei auf eine am Mittwoch veröffentlichte „Argumentations–Broschüre“ der IG Metall zur Arbeitszeitverkürzung. Lafontaine meinte, ein Beispiel für die Übereinstimmung sei die Auffassung der IG Metall, daß die Umverteilung der Arbeit nur erfolgreich sein könne, „wenn zugleich die Umverteilung der Einkommen nicht ausgeklammert wird“. Außerdem fordere die Gewerkschaft in dem Positionspapier eine Arbeitsmarktabgabe für FreiberuflerInnen und BeamtInnen sowie eine Strukturveränderung des Besoldungswesens im öffentlichen Dienst zugunsten der weniger Verdienenden. „Dies ist exakt meine Position“, sagte Lafontaine. In ihrem Papier macht die IG Metall jedoch deutlich, daß es zwischen den Gewerkschaften und Lafontaine „prinzipielle Meinungsverschiedenheiten“ über den Abbau der Arbeitslosigkeit gebe. So halte die IG Metall unzweideutig an ihrer Forderung nach der 35–Stunden–Woche mit vollem Lohnausgleich fest. Lafontaines Vorschläge seien für das Ziel höherer Beschäftigungszahlen und Arbeitszeitverkürzung „unwirksam“. Daten und Fakten aus den Tarifkämpfen der vergangenen Jahre zeigten, daß Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnabbau nicht zum Abbau von Arbeitslosigkeit beitrage, heißt es in der Broschüre. Der für die Tarifpolitik im Vorstand der IGM zuständige Klaus Zwickel bekräftigte gestern in Frankfurt die Kritik an Lafontaine. Die SPD könnte, so Zwickel, mit der Debatte über die Arbeitszeitverkürzung ohne festen Lohnausgleich alte Wählerschichten in der Arbeitnehmerschaft verlieren, ohne neue hinzuzugewinnen. Katel