Angriffswaffen auf Sturzflug

■ Vier Abstürze von Militärmaschinen in drei Tagen / Zwei französische „Mirage“ bei Landshut und in Lothringen, ein US–“Fighting Falcon“ in ein Dorf bei Karlsruhe, zehn Sekunden vor Philippsburg / „Tiefflieger bereiten Angriffskrieg vor“

Von Petra Bornhöft

Berlin (taz/dpa/ap)– Nach dem zweiten Absturz einer Militär– Maschine innerhalb von zwei Tagen zeigte sich Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) denn doch „tief betroffen“. Eineinhalb Kilometer von den Atomkraftwerken Ohu I und II hatte sich am Mittwoch eine Mirage in den Boden gebohrt. Tags darauf stürzte die amerikanische „Figthing Falcon“ (Kämpfender Falke), das häufigste NATO– Flugzeug F–16, zehn Flugstunden entfernt von den AKWs Philippsburg und des Kernforschungszentrums Karlsruhe in ein Haus. Drei Tote, etliche Verletzte, Giftgasgefahr, Brände, Evakuierungen, Verwüstungsschneisen, zweimal um Haaresbreite am Super–GAU vorbeigeschliddert. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums hätte Block I in Philippsburg nicht einmal einem Aufprall des wesentlich leichteren Starfighters standgehalten. Nur wenige Stunden, nachdem Verteidigungsministerium und Bundeswehr die Einstellung der Tiefflüge ausdrücklich abgelehnt hatten, stürzte am Freitag eine französische Militärmaschine vom Typ Mirage bei Bar–le–Duc in Lothringen auf ein Feld. Der Pilot konnte sich per Schleudersitz retten, ebenso wie die zwei deutschen Besatzungsmitglieder des auch am Freitag über dem Luftwaffenstützpunkt Nellis in Nevada abgestürzten Tornado–Mehrzweckkampffluges. Unterdessen reagierten die politischen Parteien in der Bundesrepublik entweder gar nicht oder sehr zurückhaltend. Die CDU–Bundespartei feierte Karfreitag. Nur der CSU–Politiker Alfred Sauter regte an, über ein Tiefflugverbot über Atomkraftwerken „nachzudenken“. Der FDP–abgeordnete Werner Hoyer warnte vor „Panikmache und Hysterie“. Für die SPD forderte Hermann Scheer, abrüstungspolitischer Sprecher der Partei, keine militärischen Flug übungen unter 1000 Meter Höhe mehr zuzulassen und die Übungsflüge zu halbieren. Ein generelles Tiefflugverbot wollen nur die Grünen durchsetzen, die für die nächste Sitzungswoche des Bundestages nach der Osterpause eine „parlamentarische Initiative“ ankündigten. Vor den Feiertagen, kurz nachdem die Tiefflieger erneut über die Unglücksstelle bei den Atomkraftwerken Ohu düsten, hatte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Saarländischen Rundfunk beteuert, daß der Absturz einer Militärmaschine auf ein AKW kein Risiko bedeute. Der Reaktorminister wörtlich: „In den Kernkraftwerken ist Absturzsicherheit gegen tiefliegende Flugzeuge gegeben“. Tags zuvor hatte Töpfer laut dpa noch gesagt, AKWs seien zwar nicht alle, aber „überwiegend“ gegen flugzeugabstürze gesichert. Dabei vermied er, auf die vom BUND und anderen Fachleuten vorgebrachten Tatsachen einztugehen, wonach zum Beispiel die Atomanlagen des Kernforschungszentrums Karlsruhe ganz normale Wände hat, die bei einem Fortsetzung auf Seite 2 Tagesthema auf Seite 3 Kommentar auf Seite 4 HEIDI PATACKI Letzte Anagramme Nach einem Satz von Kurt Waldheim: „Ich habe als Soldat nur meine Pflicht getan.“ a) HINBRACH MEIN GOTTES–PFEIL - S.A., LAUT LACHEND b) HABICHT IM OSTEN, N.S. ALL DIE ÄPFEL NACHTRUG c) O SAG HALT, NULL! ARISCHE BIENE MIT PFAND!