: Zähes Feilschen um Afghanistan–Abkommen
■ UNO–Vermittler Cordovez sieht nach wie vor Chancen / Shewardnadse prüft derweil mit der afghanischen Regierung „mehrere Optionen“ / Moskau bevorzugt nach wie vor gemeinsame Garantie der Supermächte / Laut Satellitenaufnahmen hat der Truppenabzug begonnen
Aus Genf Andreas Zumach
Die Chancen für den baldigen Abschluß eines Afghanistan–Abkommens „stehen fifty–fifty“, erklärte am Montag der bei den Genfer Verhandlungen als Vermittler tätige stellvertretende UN– Generalsekretär Cordovez. In der afghanischen Hauptstadt Kabul erörterte zur gleichen Zeit der sowjetische Außenminister Shewardnadse mit der afghanischen Regierung „mehrere Optionen“ für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen. Während des gesamten Osterwochenendes führte Cordovez ge trennte Gespräche mit den Delegationschefs Pakistans und Afghanistans sowie mit den zuständigen Botschaftern der USA und der UdSSR. Neben der ungeklärten Frage der gleichzeitigen Beendigung oder aber ausgewogenen Fortsetzung der Militärhilfen Washingtons an die islamischen Wi derstandskämpfer bzw. Moskaus an Kabul ging es dabei auch um die Frage des künftigen Grenzverlaufs zwischen Pakistan und Afghanistan. Pakistan verlangt eine Korrektur der von der ehemaligen britischen Kolonialmacht gezogenen „Durand Linie“. Die Regierung in Kabul ist zwar grundsätzlich zu Gesprächen darüber bereit, jedoch außerhalb der Genfer Verhandlungen. Moskau bevorzuge nach wie vor ein von USA und UdSSR garantiertes Abkommen, erklärte Shewardnadse in Kabul. Zu den anderen Optionen gehöre aber auch ein trilateraler Vertrag ohne Washingtons Beteiligung. Falls Pakistan „wider bessere Einsicht und eigene Interessen“ dazu nicht bereit sei, würden die Modalitäten des sowjetischen Truppenabzuges bilateral zwischen Moskau und Kabul festgelegt. Den US– Vorschlag einer Fortsetzung der Militärhilfen beider Großmächte lehnte der sowjetische Außenminister erneut ab. US–Satellitenaufnahmen ergäben „Anzeichen für den Beginn eines sowjetischen Truppenabzugs“, erklärten Regierungsvertreter in Washington. Waffen und schweres Gerät würden für den Abtransport verladen.
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