Töpfer empfängt AKW–Gegner

■ „Elterninitiative für unbelastete Nahrung“ zum Gespräch beim Bundesumweltminister / Töpfer: Dialog mit Umweltgruppen ist mein politischer Stil / Doch keine „hysterischen Schreihälse“?

Berlin (taz) - Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) zieht neue Saiten auf. Nach seinem Gespräch mit AktivistInnen von Greenpeace und der „Aktionskonferenz Nordsee“ vor vier Wochen diskutiert er jetzt in Bonn mit AKW–GegnerInnen. Sechs Mitglieder der bundesweit organisierten „Elterninitiative für unbelastete Nahrung“ reisen heute - auf Kosten der Bundesregierung - zum Minister–Plausch nach Bonn. „Das ist durchaus kein Novum, das ist sein politischer Stil, und den wird er auch weiterhin praktizieren“, bescheidet Töpfers Sprecherin Marlene Mühe der taz. „Mindestens eineinhalb Stunden“ hat sich Töpfer für den Dialog mit Deutschlands größter Bürgerinitiative (16.000 Mitglieder) genommen. Die Themen sollen die Gäste selbst bestimmen dürfen. Anke Untiedt von der Kieler Initiative nennt hier an erster Stelle den Hanauer Atomskandal. Aber auch über Tiefflüge und Flugzeugabstürze, über Grenzwert– Politik, Niedrigstrahlung, Katastrophenschutz bis hin zur Funktion der Wissenschaft soll diskutiert werden. Innerhalb der Kieler Initiative war der Töpfer–Dialog kontrovers diskutiert worden. Lange Zeit seien die Elterngruppe von Bonn wie „hysterische Schreihälse“ behandelt worden. Jetzt werde plötzlich zum Ministergespräch geladen. Aber letztlich wollte man doch die Chance nutzen, um Töpfer eine „Reihe unangenehmer Fragen“ zu stellen. Anke Untiedt: „Der merkt langsam, daß 80 Prozent der Bevölkerung gegen Atomanlagen sind und daß man sich mit denen auseinandersetzen muß.“ Die Kieler gehen mit ambivalenter Grundstimmung in das Gespräch. Töpfer sei zwar einerseits durchaus aalglatter CDU–Politiker, aber andererseits eben selbst Vater von drei Kindern und „persönlich laufen da ganz andere Sachen ab“. -man