I N T E R V I E W Südafrika braucht UNITA weiterhin

■ Professor Mike Hough, Direktor des Instituts für Strategische Studien an der Universität Pretoria, über die Strategie Südafrikas und eine politische Lösung im Angolakrieg

taz: Sind die militärischen Aktionen der Südafrikaner, vor allem um Cuito Cuanavale, als Druckmittel auf diplomatischer Ebene zu verstehen? Prof. Mike Hough: Die Südafrikaner sind sich natürlich der Verbindung der beiden Ebenen bewußt. UNITA hat versucht, die Versorgung von Cuito abzuschneiden. Das hat zwar teilweise strategische Gründe, ist aber auch ein Versuch, ihre Position in Verhandlungen zu stärken. Es hat sich gezeigt, daß UNITA mit Hilfe Südafrikas Druck auf die MPLA– Armee ausüben kann, und Südafrika hat seine Unterstützung für UNITA immer deutlicher erklärt. Daran wird sich nichts ändern. UNITAs Ziel ist noch immer die Beteiligung an einer Regierung der Nationalen Einheit. Südafrika besteht andererseits weiter auf den Rückzug der Kubaner. Solange die Kubaner da sind, bleibt die Unterstützung für UNITA. Einige Beobachter meinen, daß Südafrika die Kontrolle über Namibia behalten will, auch wenn die Kubaner ihre Truppen aus Angola zurückziehen. Das halte ich nicht für ganz richtig. Südafrika ist fest entschlossen, Namibia die Unabhängigkeit zu geben. Schon aus finanziellen Gründen. Aber es will natürlich ein Namibia, das strategisch und politisch stabil ist. Südafrika betont in letzter Zeit, daß es eine regionale Supermacht ist, daß nur Südafrika und die UdSSR in Angola wirklich zählen. Andererseits verhandeln die USA und die UdSSR direkt auch über Angola. Das war wohl eine gewisse politische Übertreibung der Südafrikaner. Die Amerikaner machen sich mit Sicherheit Sorgen, daß sie in der Region an Einfluß verlieren. Aber die Haltung der USA ist für die UdSSR noch immer wichtig. Der Kreml will keine direkte Konfrontation mit den Amerikanern. Ein Abkommen ohne Südafrika würde andererseits das Problem nicht lösen. Es sei denn, der US–Kongreß würde eventuell aufgrund des Drucks der Demokraten entscheiden, die Hilfe für UNITA zu streichen. Aber das ist noch zu vermeiden. Wie wird es also in Angola weitergehen? Realistische Anzeichen einer Lösung gibt es noch nicht. Die Sowjets scheinen zumindest entschlossen, die militärische Ausrüstung, die die MPLA verloren hat, zu ersetzen. So wird es kurzfristig bei einem militärischen und diplomatischen Patt bleiben. Aber die diplomatischen Aktivitäten der letzten Wochen waren nicht ganz sinnlos. Es hat sich zumindest gezeigt, daß die MPLA als marxistische Partei nicht ohne weiteres die Macht teilen wird. Das war wichtig. Also wird Südafrika sich vor allem auf militärischem Gebiet bemühen, UNITA weiter am Leben zu halten und den Druck aufrecht zu erhalten, in der Hoffnung, daß es zu einer annehmbaren Lösung kommen wird. Das Interview führte Hans Brandt