Alles Schwindel

■ Zu den politischen Intrigen um Krupp

Nun ist es also raus. Was bisher als Gerücht durch die politische Szene in NRW geisterte, ist heute Gewißheit. Schon am 8.Januar - also zu einem Zeitpunkt, als noch nahezu täglich führende Sozialdemokraten nach Rheinhausen eilten und sich dort beklatschen ließen - hat der Vorsitzende der Krupp–Stahl–AG Cromme nach einem Gespräch mit der sozialdemokratischen Landesregierung dem Stahlboß Kriwet berichtet, auch in Düsseldorf sei man bereits der Meinung, die Krupp–Vorstandspläne sollten „möglichst schnell“ umgesetzt werden, weil dann wenigstens „der Krach“ ein Ende habe. Wenn diese Cromme–Äußerung tatsächlich den Gesprächsinhalt korrekt wiedergibt, die politische Lumperei könnte nicht größer sein. Ein unglaubliches Schurkenstück, denn eine solche Intrige, einerseits die sich wehrenden Stahlkocher in Rheinhausen zum Weitermachen zu ermuntern, anderseits aber der Kapitalseite nahezulegen, die eigenen Pläne möglichst schnell umzusetzen, heißt im Kern: Die SPD–Landesregierung hätte die Krupp–Belegschaft bewußt vor die Wand laufen lassen. Die Regierung, die bisher zum „Gerücht“ nicht Stellung nehmen wollte, wird nun dementieren. Sie kann nicht weiter schweigen, denn der ungeheuerliche politische Betrug, der den Kern der Cromme–Äußerung ausmacht, wird nicht nur in Rheinhausen, wo 70 Prozent die SPD wählen, zu einem Sturm der Entrüstung führen. Die Frage ist, was die Regierung da in der Substanz bieten kann, denn warum sollte Cromme seinem Kollegen und Kooperationspartner Kriwet etwas vorschwindeln? Das hätte schon deshalb kaum lange gut gehen können, weil außer der Landesregierung auch der Mannesmann–Chef Liestmann am betreffenden Gespräch beteiligt war. Zudem macht es wenig Sinn, denn Thyssen, der eigentliche Profiteur der ganzen Kooperation, hätte sicherlich nicht den Dreierverbund verlassen, wäre nicht in die Knie gegangen, wenn die Landesregierung intern gegenüber Cromme den nachhaltigen Druck angekündigt hätte, den Rau ja öffentlich in Rheinhausen als Politik der Landesregierung verkaufte. Das Dementi wird spannend. Walter Jakobs