Kampfflieger probten den Ernstfall

■ In Dinkelsbühl probten Rettungseinheiten den Ernstfall / Szenario: Zwei Kampfflugzeuge kollidieren und stürzen in ländlichen Weiler / Tieffluggegner protestierten: „Die Katastrophe kann man nicht üben.“

Aus Dinkelsbühl Wolfgang Gast

Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerkes und des Roten Kreuzes probten am Freitag abend in Dinkelsbühl im westlichen Mittelfranken den Ausnahmezustand. Das Szenario einer Katastrophenübung sah vor, daß zwei Militärmaschinen in der Luft kollidieren und in der Folge die Trümmer der Maschinen in den Stadtteil Gersbronn mit seinen etwa 80 Einwohnern einschlagen. Dem Szenario nach sollten dabei der angrenzende Wald und einige Häuser in Brand gesetzt und 22 Personen verletzt werden. Gegen die minutengenau geplante Übung, an der insgesamt 180 Mitglieder der verschiedenen Rettungsverbände teilnahmen, protestierten etwa 100 MitarbeiterInnen der örtlichen Initiative „Bürgerprotest gegen Tiefflieger“. Mit Transparenten, Sprechchören und Lautsprecherdurchsagen forderten sie ein „Ende des Tiefflugterrors“ und erklärten: „Es ist pervers, was sie hier üben.“ Die Übung sei ein Hohn für die Toten der Flugzeugabstürze. Christoph Bornebusch, Vorsitzender der Initiative, warf den Veranstaltern vor, einen Katastrophenablauf angenommen zu haben, wie er glimpflicher kaum verlaufen könne. Der Leiter des Katastropheneinsatzes, Bürgermeister Walchshöfer, wie auch der eigens im Hubschrauber eingeflogene Staatssekretär Gauweiler betonten, die Übung stehe in keinem Zusammenhang mit den Abstürzen der Kampfflugzeuge in den letzten Wochen. Es sollte sich auch um keine Katastrophenschutzübung handeln, der Einsatz diene vielmehr ausschließlich der Erprobung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Rettungsverbänden. Dinkelsbühl liegt in einem der Tiefstfluggebiete, der sogenannten „Area 7“. Militärische Tiefflüge finden hier seit 30 Jahren statt, mit jährlich bis zu 180 Einsätzen und 240 Flügen am Tag. Am 12 Kilometer entfernten Hesselberg war es bereits 1981 zu einem schweren Unfall gekommen. Eine Kampfmaschine vom Typ „Phantom“ stürzte ab und schlug in unmittelbarer Nähe der Evangelischen Fortbildungsakademie auf, in der sich zu diesem Zeitpunkt 150 Personen aufhielten. In dem jetzt geprobten Szenario spielte weder eine mögliche Bewaffnung der Maschine eine Rolle, noch war eine Beteiligung militärischer Stellen überhaupt vorgesehen. Der Verlauf der Übung soll in den nächsten Wochen beim Bayerischen Inneministerium ausgewertet werden. Bürgermeister Walchshöfer erklärte am Ende des eineinhalbstündigen Einsatzes, er habe den Eindruck, daß alles einigermaßen gelaufen sei. Zu diesem Zeitpunkt waren von den angenommenen Verletzten allerdings nicht einmal alle am Verbandsplatz ärztlich versorgt worden. In Nürnberg gründete sich am Samstag der Bayerische Landesverband der Bürgerinitiativen gegen Tiefflieger. Die Vertreter der zehn bayerischen Initiativen wollen damit ihre Arbeit künftig besser koordinieren. Am 26.Juni findet traditionsgemäß am Hesselberg ein Treffen der Tieffluggegner statt.