: Kleine exotische Insel
Zwölf Jahre „Frauenforschung“ an der Technischen Universität (TU) Berlin. Das war der Anlaß für Dozentinnen und Studentinnen, die Ergebnisse und Entwicklung ihrer Arbeit einer breiteren Frauenöffentlichkeit vorzustellen im Rahmen der fünftägigen Tagung über die „Mittäterschaft der Frau“. Der Studienschwerpunkt „Frauenforschung“ kann im Rahmen der Erziehungswissenschaften/Sozialpädagogik nach dem Vordiplom gewählt werden. Gearbeitet wird ohne festes Curriculum, mit einem sehr starken Praxisbezug, der sich weitgehend an autonomen Frauenprojekten orientiert. Zur Zeit gibt es rund 100 Studentinnen; Männer sind keine zugelassen. Der Studienschwerpunkt „Frauenforschung“ entstand 1976 inmitten von Auf– und Umbrüchen innerhalb der Universität. Studentinnen, mit über 75 Prozent in den erziehungswissenschaftlichen Fächern vertreten, forderten, gestärkt durch die Frauenbewegung, endlich die Sichtbarmachung von Frauen innerhalb der sozialwissenschaftlichen Arbeit. Denn während die Klassenunterschiede und Ausbeutungsverhältnisse bereits seit Ende der sechziger Jahre ins Zentrum kritischer gesellschafts– und erziehungswissenschaftlicher Analysen gerückt waren, war das Macht– und Gewaltverhältnis zwischen Männern und Frauen kein Thema. Es galt als politisch schädlich und wissenschaftlich völlig abwegig. Zwölf Jahre „Frauenforschung“. Das klingt zunächst einmal ganz gut. In Anbetracht der mühseligen Kämpfe, die bis heute für ein paar wenige „Frauenlehrstühle“ oder Lehrbeauftragte für Frauenseminare an bundesrepublikanischen Universitäten ausgefochten werden müssen, bleibt das TU–Projekt jedoch, was es schon immer war: eine kleine exotische Insel im männlichen Wissenschaftsbetrieb. Für die rund 100 Studentinnen stehen eine Dozentin und eine wissenschaftiche Mitarbeiterin zur Verfügung. Die Arbeitsbelastung ist immens, personelle Aufstockung daher dringend notwendig. Doch vom Hochschulentwicklungsplan her gibt es überhaupt keine Chance. Da wird sogar eine Reduzierung der Stellen erwogen, „obwohl“, sagt Professorin Christina Thürmer–Rohr, „in diesem Schwerpunkt besonders viele Studentinnen sind und alle wissen, daß ich die Arbeit alleine gar nicht länger aushalten kann“. Ulrike Helwerth INTERVIEW
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